Gründer und Redakteur i. R. Eric M. Jones
Redaktion und Edition Ken Glover
Übersetzung © Thomas Schwagmeier u. a.
Alle Rechte vorbehalten
Copyright © Eric M. Jones
Alle Rechte vorbehalten
war für die NASANASANational Aeronautics and Space Administration ein Jahr mit Gegensätzen. Während zunächst Tausende Menschen fieberhaft alles daran gesetzt haben, die erste Landung auf dem Mond in die Tat umzusetzen, gestaltete sich die Situation anschließend etwas anders. Den Triumph noch direkt vor Augen, war es jetzt an der Zeit, in die Zukunft zu schauen und leider wurde bald klar, dass man nicht nur das Tempo drosseln musste. Sogar das Ende des Apollo‑Programms stand im Raum.
Nachdem das Budget der NASANASANational Aeronautics and Space Administration so hoch war wie nie zuvor, hatte es über die letzten vier Jahren stetig abgenommen. Diese Verringerung war jedoch begründet, denn die Behörde hatte in den Jahren mit der höchsten finanziellen Ausstattung auch eine ganze Reihe von kostspieligen Projekten gleichzeitig zu bewältigen. Da war die Entwicklung der Trägerrakete Saturn V. Parallel dazu wurden die beiden Raumschiffe, das CSMCSMCommand and Service Module(s) und das LMLMLunar Module, konstruiert. Am Kap entstanden die Startrampen und ein riesiges Gebäude für die Raketenmontage, das VABVABVehicle Assembly Building. Nicht zuletzt die vielen neuen Einrichtungen für Training, Ausbildung, Flugüberwachung und Sonstiges, die im Zentrum für bemannte Raumfahrt (MSCMSCManned Spacecraft Center) in Houston benötigt wurden. Es war also keine Überraschung, wenn sich das Niveau von nicht halten ließ. Man hatte allerdings die Erwartung, dass nach der geglückten Landung ausreichend Mittel zur Verfügung stehen würden, um das Mond-Programm dauerhaft fortsetzen zu können. Der eine oder andere hoffte sogar auf bereits ausgearbeitete Pläne für Missionen zum Mars. Dann wurde Richard Nixon zum Präsidenten gewählt. Die neue Administration hat kurz nach dem Amtsantritt eine Überprüfung der für die Zukunft geplanten Programme bei der NASANASANational Aeronautics and Space Administration angeordnet, in deren Ergebnis man zu folgender Auffassung kam. Nachdem sich das ganze Land dem Ziel von Präsident Kennedy verpflichtet hatte, waren es eher politische Gründe und nicht unbedingt eine übergroße Begeisterung für das Weltraumprogramm an sich, weswegen die öffentlichen Gelder bewilligt wurden. Präsident Nixon war nie ein besonders großer Befürworter des Programms, und jetzt, wo der Wettlauf gegen die Russen gewonnen war, wurde das Budget der NASANASANational Aeronautics and Space Administration deutlich gesenkt. So mussten nicht nur die lang gehegten Pläne für die Raumstation, eine Mondbasis und den Flug zum Mars verschoben werden, auch die Fortsetzung des Apollo‑Programms selbst stand auf der Kippe. Im gab das Weiße Haus bekannt, die Flüge zum Mond enden mit Apollo 20.
Natürlich war Nixons Entscheidung ein herber Schlag, allerdings gab es auch ein paar positive Aspekte. Angesichts der finanziellen Einschränkungen kündigte die NASANASANational Aeronautics and Space Administration an, den Zeitplan für die verbleibenden Apollo‑Flüge zu strecken. Viel Geld würde eingespart, wenn man nur zwei Missionen pro Jahr durchführt. Gehälter und sonstige Personalkosten waren für das Budget die größte Belastung. Durch die Streckung müssten aber lediglich so viele Mitarbeiter beschäftigt werden, vor allem am Kap, um innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens nur eine Mission vorzubereiten und durchzuführen. Mehr Zeit bedeutete auch, dass Planer, Ingenieure, Wissenschaftler und Astronauten zwischen den Missionen die gemachten Erfahrungen gründlicher auswerten und mehr Informationen erhalten konnten. Es wurde möglich, die Weiterentwicklung bei Raumschiffen, Ausrüstung und Verfahrensweisen in einem Maße voranzutreiben, dass die letzten Flüge wesentlich produktiver sein konnten. Von großer Wichtigkeit waren dabei die Verbesserungen am LMLMLunar Module, durch die sich das Landegewicht von 8 auf 9 Tonnen erhöhte. Das wiederum bedeutete, bei den letzten Flügen würde das Landemodul eine Art Wüstenbuggy mit elektrischem Antrieb und drahtbereiften Rädern, genannt Lunar Rover (LRVLRVLunar Roving Vehicle), mitnehmen können und darüber hinaus größere Vorräte an Sauerstoff, Kühlwasser und elektrischer Energie für einen längeren Aufenthalt auf dem Mond an Bord haben. Mit leistungsfähigeren Lebenserhaltungssystemen in den Tornistern sowie dem Mondfahrzeug könnten die Astronauten lange genug bleiben, um drei EVAsEVAExtravehicular Activity von durchzuführen und sich dabei jedes Mal bis zu 10 Kilometer vom LMLMLunar Module entfernen.
Zu Beginn des Apollo‑Programms hatte die NASANASANational Aeronautics and Space Administration einen Entwurf zur Reihenfolge der Missionen vorgelegt, an deren Ende die erste Landung auf dem Mond stand. Mit den A-Missionen wollte man Trägerrakete und Kommandomodul unbemannt testen, mit den B-Missionen das LMLMLunar Module, auch unbemannt. Die C-Missionen (Apollo 7) waren bemannte Tests des Kommandomoduls im Erdorbit, D-Missionen (Apollo 9) bemannte Tests beider Raumschiffe, Kommando- und Mondlandemodul, wieder im Erdorbit. Bei den E-Missionen sollten die Tests in einem sehr hohen Erdobit stattfinden. Solche Flüge haben jedoch nie stattgefunden. Für die F-Missionen (Apollo 10) war der Test im Mondorbit vorgesehen, woraufhin die G-Mission schließlich zum ersten Mal auf dem Mond landen sollte. fügte die NASANASANational Aeronautics and Space Administration weitere drei hinzu. Die Flüge unmittelbar nach der ersten Landung waren H-Missionen (Apollo 12, 13 und 14), die mit einer Grundausrüstung an anderen Stellen landen sollten. I-Missionen sollten Flüge mit einem längeren Aufenthalt im Mondorbit sein, um wissenschaftliche Forschung zu betreiben, jedoch ohne Landung. Eine I-Mission in dieser Form wurde ebenfalls nie geflogen. Zum Schluss die J-Missionen, bei denen ein Mondaufenthalt aufgrund der Verbesserungen am LMLMLunar Module deutlich länger dauern konnte. Mit den zur Verfügung stehenden Fahrzeugen waren die Astronauten der J-Missionen in der Lage, mehrere geologisch unterschiedliche Gebiete rund um die Landestelle zu erreichen. Sie konnten größere Mengen Gesteins- und Bodenproben sammeln, als wenn sie alles erlaufen und selbst tragen müssten. Ebenso transportierte das Mondauto die beachtliche Anzahl an Werkzeugen und bot den Forschern auf der Erde eine mobile Plattform für ihre Experimente. Die J-Missionen versprachen also eine erhebliche Steigerung der wissenschaftlichen Ausbeute. Bevor man sich jedoch an solch große Aufgaben heranwagen konnte, waren noch einige Nachweise zu erbringen. Eine Besatzung musste imstande sein, das LMLMLunar Module punktgenau an einer bestimmten Stelle zu landen. Des Weiteren mussten die Astronauten in ihren steifen Anzügen ein volles Tagespensum absolvieren und unter Umständen, falls das Fahrzeug versagte, mehrere Kilometer zum LMLMLunar Module zurück laufen können.
Punktlandungen waren aus einer ganzen Reihe von Gründen besonders wichtig. Als Erstes, das Gelände in geologisch interessanten Gebieten ist üblicherweise eher rau und nicht sehr eben, weswegen in unmittelbarer Nähe nur wenige gute Landestellen zu finden sind. Die Chancen für eine erfolgreiche Mission in schwieriges Gelände würden sich wesentlich verbessern, wenn die Ungenauigkeiten der Zielführung beim Landemanöver auf einige Hundert Meter reduziert werden können, was dem Spielraum des LMLMLunar Module entspricht. Zweitens, die Experten für die Auswahl der Landestellen wollten unbedingt Gegenden aussuchen, die eine möglichst große geologische Vielfalt boten. Bei einer genauen Landung in einem umsichtig ausgewählten Gebiet kann die Mannschaft an so vielen verschiedenen Stellen wie möglich arbeiten, ohne unnötig Zeit bei den Standortwechseln zu vergeuden. Zum Dritten war es möglich, die Astronauten gezielt für ganz bestimmte Aufgaben während einer EVAEVAExtravehicular Activity zu trainieren und sie konnten sich viel gründlicher mit dem Gelände sowie den geplanten Streckenführungen vertraut machen. Durch den längeren Aufenthalt auf der Mondoberfläche wirkte es sich umso gravierender aus, wenn wegen einer Verfehlung des Landepunkts mehr improvisiert werden musste. Und letztendlich war es natürlich der professionelle Ehrgeiz von Besatzung und Raumschiffkonstrukteuren, der eine exakte Landung erforderte. Bei Mercury und Gemini haben die Astronauten alles darangesetzt, in Sichtweite des Bergungsschiffs zu wassern, und nun würden sie zu ihrer großen Freude mit einem wirklich steuerbaren Raumschiff ganz bestimmte Stellen auf dem Mond anfliegen. Auch wenn es dort weder Flugplätze noch Landebahnen gab, jedenfalls nicht während Apollo, das spielte keine Rolle. Die Zielgebiete waren klar definiert und so genau wie möglich zu landen war damit eine Frage der Ehre.
Bei Apollo 12 hat sich das Expertengremium für die Landung an einer interessanten Stelle im Ozean der Stürme (Oceanus Procellarum) entschieden, circa 1.500 km westlich von Basis Tranquility. Obwohl dieser Platz bei den Geologen nicht die erste Wahl gewesen wäre, wie Don Wilhelms in To a Rocky Moon schreibt, hatte er doch einiges zu bieten. Zunächst war es dort einigermaßen flach. Es gab zwar mehrere große Krater in der Umgebung, aber ansonsten war das Risiko bei diesem Gelände nicht größer, als bei Armstrong und Aldrin. Auch würden die Astronauten Gesteins- und Bodenproben von einer anderen der großen Mondebenen mitbringen. Darüber hinaus ist diese Gegend mit dem Auswurfmaterial von Krater Kopernikus bedeckt und daher außerordentlich interessant für die Geologen. Kopernikus ist ein noch junger, sehr ausgeprägter Einschlagkrater etwa 300 km nördlich der Landestelle. Letztlich spielte bei der Entscheidung für diesen Platz auch die Punktlandung eine Rolle. Falls Apollo‑12‑Kommandant Pete Conrad und sein Pilot Alan Bean nah genug aufsetzen, könnten sie die Mondsonde Surveyor 3 zu Fuß erreichen und sogar ein paar Teile davon wieder zur Erde zurückbringen.
Surveyor 3 war am GMTGMTGreenwich Mean Time/UTCUTCCoordinated Universal Time auf dem schräg abfallenden inneren Rand eines ziemlich großen Kraters gelandet. Ein Umstand, der die fotografische Ausbeute zwar deutlich schmälerte, jedoch wenigstens die Bestimmung der genauen Landestelle vereinfachte. Aus den Daten der Flugbahnen konnte die NASANASANational Aeronautics and Space Administration bis auf etwa 3 Kilometer genau ermitteln, wo sich die einzelnen Surveyor-Sonden befanden. Da ihre Größe aber die eines kleineren Felsbrockens nicht übertraf, war die eindeutige Identifikation auf den zu der Zeit verfügbaren Fotos aus dem Orbit praktisch unmöglich. Trotzdem konnte man die Positionen recht genau bestimmen, indem Details auf den Fotos von Surveyor mit Details auf den Bildern von Lunar Orbiter verglichen wurden. Ewen Whitaker, bis zu seinem Ruhestand im Labor für Mond- und Planetenforschung der University of Arizona tätig, war Mitglied des Surveyor-Teams und verantwortlich für die Identifizierung der Landestellen. Als die ersten Bilder von Surveyor 3 kamen, war sofort klar, dass die Sonde in einem Krater gelandet sein musste. Der Krater hatte kaum besondere Merkmale, außer dass reichlich Gesteinsbrocken von ansehnlicher Größe herumlagen, vor allem nördlich der Sonde. Bei zwei der Brocken machte es den Eindruck, als ob sie sich beinah berührten. Whitaker glaubte, er könnte dieses Pärchen finden und begann die entsprechenden Fotos von Lunar Orbiter mit dem Mikroskop daraufhin abzusuchen. Nach wenigen Tagen war er erfolgreich. Die beiden Steine sahen zwar selbst unter dem Mikroskop winzig aus, aber er konnte noch andere erkennen und alle zusammen bildeten ein Muster, das sehr gut zu den Fotos von Surveyor 3 passte. Whitaker hatte den Krater gefunden.
Als einige Jahre später die Verantwortlichen nach einem guten Platz für die erste Präzisionslandung suchten, ist ihnen recht schnell der Standort von Surveyor 3 eingefallen. Unter anderem hatte man so auch die einmalige Gelegenheit, Raumschiffteile untersuchen zu können, die über einen längeren Zeitraum – in diesem Fall 31 Monate – den Bedingungen auf dem Mond ausgesetzt waren. Solche Informationen würden eines Tages bei der Konstruktion von Raumstationen und Mondbasen von großem Nutzen sein. Wenn alles gut ging, könnten Conrad und Bean Surveyor 3 besuchen, Fotos davon machen und dann ein paar Teile abmontieren, um sie auf die Erde zurückzubringen.
Der Krater Surveyor gehört zu einer verhältnismäßig markanten Formation von Vertiefungen. Kommt diese Gruppe beim Landeanflug aus westlicher Richtung in Sicht und betrachtet man Surveyor als den dicken Leib, erinnert sie tatsächlich an einen Schneemann. Mithilfe der Fotos von Lunar Orbiter und Aufnahmen, die vorangegangene Apollo-Besatzungen mitgebracht haben, konnte die NASANASANational Aeronautics and Space Administration ein sehr genaues Oberflächenmodell vom Landegebiet erstellen, sodass Conrads Blick aus dem Fenster des LMLMLunar Module-Simulators – eigentlich schaute er nur auf einen Fernsehmonitor – beinah der Wirklichkeit entsprach. Jedenfalls war der Eindruck realistisch genug, um ihm nach dem Aufrichten des LMLMLunar Module beim tatsächlichen Anflug auf die Landestelle das angenehm sichere Gefühl eines Déjà-vu zu vermitteln.
Am Tag der Landung, dem , waren Conrad und Bean guter Dinge. Noch ein paar Tage zuvor, beim Start von der Erde, hatten alle einen ordentlichen Schreck bekommen, als die bereits aufsteigende Saturn V zweimal vom Blitz getroffen wurde und daraufhin im Kommandomodul die elektrischen Systeme größtenteils ausfielen. Den Leuten am Boden ist fast das Herz stehen geblieben, aber die Besatzung behielt die Nerven. Die Rakete blieb auf Kurs und innerhalb von ein paar Minuten hatten sie es geschafft, dass alle Systeme wieder liefen. Dauerhafte Schäden gab es zum Glück keine und der weitere Flug zum Mond sowie die Vorbereitungen auf die Landung verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Kurz vor dem Aufrichten des LMLMLunar Module beim Landemanöver stemmte sich Conrad gegen sein Haltesystem nach vorn, um vielleicht schon den Horizont auszumachen. Während er und Bean mit den Füßen voran auf den Ozean der Stürme zuschossen, kam für kurze Momente das zentrale Hochland des Mondes in sein Blickfeld, und als sie noch näher waren, konnte er es nicht mehr abwarten, seinen Landepunkt zu finden.
Ich werde schon mal aus dem Fenster schauen und versuchen, etwas zu erkennen,
sagte Conrad. Ich glaube, ich sehe meinen Krater.
Ganz sicher war er sich nicht, aber schon ein paar Sekunden später, nach dem Aufrichten, gab es keinen Zweifel. Hey, da ist er! Da ist er! Teufel noch mal! Direkt voraus!!!
Bean blickte auf und sah den Schneemann (höhere Auflösung, 9 MB) auch. Großartig!
war sein Kommentar. Ihr Ausblick war genauso, wie sie ihn vom Simulator kannten. Dort war er, der Schneemann. Und für einen Moment sah es sogar so aus, als ob sie genau in der Mitte von Krater Surveyor landen würden.
Conrad war begeistert. Ich kann’s kaum glauben!
Bean sagte ihm die Werte an und bei 400 Fuß Höhe (122 m) übernahm Conrad die manuelle Steuerung. Er fand eine gute Stelle westlich des Kraters, kurz vor dem weiter hinten liegenden vom Schneemann, an der nur sehr wenige Gesteinsbrocken herumlagen. Dann änderte er den Kurs etwas nach Norden, um Surveyor zu umfliegen und wieder nach Süden, um einer weiteren, wenn auch deutlich flacheren Vertiefung auszuweichen. Als sie tiefer kamen, begann das Triebwerk den Staub aufzuwirbeln, sodass Conrad während der letzten paar Sekunden vor der Landung den Boden nicht mehr erkennen konnte. Er musste sich auf sein Training im Simulator verlassen und blind aufsetzten.
Während des Anfluges hatte Conrad eine klare Vorstellung davon, wo das LMLMLunar Module aufsetzten würde. Als sie dann unten waren, konnte er es jedoch nicht mehr so genau sagen. Seine ganze Konzentration hatte den Steinen gegolten, die durch den wirbelnden Staub noch zu sehen waren und ihm Anhaltspunkte für seine horizontalen Flugbewegungen nach links, rechts, vor und zurück boten. Die Landmarken ebenfalls im Auge zu behalten, war dabei nicht möglich. Aber er wusste, er war dicht dran, mit Sicherheit nur ein paar Hundert Meter vom Zielpunkt entfernt.
Ich sehe Surveyor!
In den ersten Stunden auf der Mondoberfläche, während er und Bean etwas gegessen und mit den Vorbereitungen auf die erste der beiden vierstündigen EVAsEVAExtravehicular Activity begonnen haben, versuchte Conrad ständig herauszufinden, wo genau er nun gelandet war. Das war allerdings nicht ganz unkompliziert. Die Landmarken, die er beim Anflug noch leicht auszumachen konnte, ließen sich am Boden längst nicht so einfach identifizieren. Aus dem Fenster ging der Blick nach Westen über eine leicht hügelige Ebene ohne besondere Merkmale. Krater Head mit einem Durchmesser von circa 125 Metern sollte direkt vor ihnen liegen, aber auf den des Schneemanns gab es zunächst keine unmittelbaren Hinweise. Als sich dann mit der Zeit die Feinheiten des Geländes mehr und mehr abzeichneten, wurde ihnen langsam doch klar, ein großer Krater lag praktisch vor ihrer Nase. Sie befanden sich etwas vor seinem östlichen Rand und die tief stehende Sonne kam genau von hinten, weshalb der Schatten am Boden von Head durch seinen vorderen Randwall verdeckt wurde. Darum hatten sie ihn bis jetzt nicht wahrgenommen. Zudem waren die farblichen Unterschiede in der Landschaft nicht besonders ausgeprägt, was es nur noch schwerer machte. Wie auch immer, als sie schließlich realisierten, dass vor ihnen ein großer Krater lag, konnte es nur der sein. In diesem Fall musste auch rechts hinter ihnen Krater Surveyor liegen. Das Gesicht so fest er konnte gegen sein Fenster gepresst, er wird sich eins nach hinten oder wenigstens einen Rückspiegel gewünscht haben, wollte Conrad möglichst weit um die Ecke schauen. Als Lohn für seine Mühe konnte er gerade noch die Anzeichen eines Walls ausmachen, die auf einen weiteren großen Krater hindeuteten.
Schließlich war es doch Dick Gordon, der die exakte Position feststellen konnte. Als er mit dem Kommandomodul Yankee Clipper zum zweiten Mal nach der Landung das Gebiet überflog, schaute er durch seinen Sextanten in der Hoffnung, das LMLMLunar Module zu finden. Etwas, dass Collins nicht gelungen war. Natürlich hatte Gordon einen großen Vorteil, weil er wusste, wo Intrepid sein sollte. Nachdem der Schneemann gefunden war, dauerte es nicht lange, bis er auch den 50 Meter langen Schatten des LMLMLunar Module entdeckte.
Ich habe Intrepid,
meldete Gordon. Er ist bei Krater Surveyor. Er ist nordwestlich circa einen viertel Kraterdurchmesser weit von Surveyor entfernt. … Ich sage euch, sie sind die Einzigen, die dort einen Schatten werfen.
Sekunden später war er genau über ihnen. Intrepid steht auf der linken Schulter vom Schneemann, wenn er mich anschaut. Er befindet sich etwa auf einem Drittel der Strecke zwischen Surveyor und Head (dem Kopf des Schneemanns).
Dann wurde er richtig aufgeregt. Ich sehe Surveyor! Ich sehe Surveyor!
… Hey! Es ist fast so gut, wie selbst dort zu sein.
Kein Zweifel, Gordon hatte nicht nur das LMLMLunar Module entdeckt, er hatte sogar Surveyor 3 ausgemacht. Conrad und Bean waren exakt am Zielort gelandet, und dank Ewen Whitaker hatte man sie auch noch zum richtigen Krater geschickt! Beste Aussichten auf jede Menge Spaß.
Für Neil war es vielleicht ein Kleiner …
Die erfolgreiche Punktlandung hinter sich und bestätigt, kam als Nächstes das Anlegen der tragbaren Lebenserhaltungssysteme, damit sie auszusteigen und die wissenschaftlichen Experimente aufstellen konnten. Falls danach bis zum Einsteigen noch Zeit übrig war, sollten sie etwas die Gegend erkunden. Conrad und Bean hatten eine gelassene, recht fröhliche Art. In den meisten Geschichtsbüchern würden sie wohl keine so große Erwähnung finden wie ihre Vorgänger, aber das schien ihnen nichts auszumachen. Wenn es überhaupt eine Rolle spielte, dann eher, dass ihnen dadurch eine Last von den Schultern genommen wurde. Sie lachten viel, freuten sich darüber, dort zu sein und wollten schnellstens loslegen. Conrad an Houston: Mann, ich kann’s kaum abwarten, endlich rauszukommen.
Wegen der Versuche, ihre genaue Landestelle herauszufinden, lagen sie im Zeitplan zwar etwas zurück, andererseits waren Conrad und Bean Muster an Effizienz beim Anlegen der Tornister mit den Lebenserhaltungssystemen. Wenn alles gut geht, kann das in weniger als erledigt werden, und ungefähr so lange hat es auch gedauert. Ein paar kleine Fehler passierten, als sie sich vor lauter Ungeduld mehr auf ihr Gedächtnis verließen, anstatt den detaillierten Checklisten zu folgen. Das kostete aber kaum Zeit, denn mithilfe derselben Checklisten haben sie innerhalb von ein paar Minuten die Spur wieder gefunden. nach der Landung wurden die Anzüge ein letztes Mal kontrolliert, ob sie in Ordnung und druckdicht verschlossen waren, dann baten sie Houston um Erlaubnis für die Kabinendekompression.
Houston, haben wir Grünes Licht für die EVAEVAExtravehicular Activity?
Einen Moment, Intrepid. Wir sind gleich so weit,
war die Antwort von CAPCOMCAPCOMSpacecraft (Capsule) Communicator Edward Gibson.
Conrad konnte nicht glauben, was er gerade gehört hat. Einen Moment?! Jungs, ihr solltet eigentlich auf dem Sprung sein!
Natürlich ließ Houston die beiden Forscher nicht lange warten. Überall wurde noch einmal der Status abgefragt, dann funkte Gibson die Freigabe. Intrepid, ihr habt Grünes Licht für die EVAEVAExtravehicular Activity.
Pete Conrad war kein besonders hochgewachsener Mensch und der 1-Meter-Sprung von der letzten Leitersprosse nach unten hatte immer etwas Respekt einflößendes, doch hier gab es ihm die Gelegenheit, der Mission den Stempel aufzudrücken. Historisch bedeutende Worte mussten keine mehr gesprochen werden, jetzt war es an der Zeit, Spaß zu haben. Whoopie!
rief er beim Abspringen. Mann, für Neil war es vielleicht ein Kleiner, aber für mich war das ein Großer.
(Wer mehr über den Hintergrund dieser kleinen Anekdote erfahren möchte, dem sei A Man on the Moon von Andrew Chaikin empfohlen.)
Kurz darauf ist auch Alan Bean ausgestiegen. Nachdem sich beide an die Bedingungen beim Laufen gewöhnt und kurz den Anblick von Surveyor genossen hatten, der Krater lag ja direkt neben ihnen, begannen sie damit, die Geräte der wissenschaftlichen Experimente aufzustellen. Wie bei Apollo 11 gab es eine Fernsehkamera und ein Seismometer, jedoch keinen Laserreflektor. Sie hatten einen effizienteren Sonnenwindkollektor sowie eine Reihe weiterer physikalischer Experimente dabei, die zusammen das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package bildeten, das man Apollo 11 noch nicht mitgeben wollte.
Als eine seiner ersten Aufgaben sollte Al Bean die Fernsehkamera vom MESAMESAModular(ized) Equipment Stowage Assembly abnehmen, auf ein Stativ montieren und 20 Fuß (6 m) südwestlich vom LMLMLunar Module entfernt absetzen. Houston wollte so verfolgen, wie beide Astronauten die S-Band-Antenne, die ein stärkeres Funksignal liefern sollte, und die US-Flagge aufstellen. Leider hat Bean die Kamera versehentlich mit dem Objektiv direkt in die Sonne gehalten, als er sie trug. Zwar nur für ein paar Sekunden, doch die Vidicon-Röhre war zerstört. Einigen Minuten lang haben er und Houston gemeinsam versucht, das Problem zu analysieren, bis man die Fernsehkamera aufgab, damit Al im Zeitplan nicht noch weiter zurückfiel.
Gemeinsam mit einer Stromversorgungseinheit und dem Transmitter war die wissenschaftliche Ausrüstung größtenteils in zwei kompakten Paketen in der Landestufe verstaut. Bean hat sie mithilfe einer Umlenkrolle auf den Boden herabgelassen und an den Enden einer Tragestange – die später als Antennenmast diente – befestigt, wie bei einer Hantel. Auf der Erde wog das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package 250 Pfund (113,4 kg), aber nur etwa 40 Pfund (18 kg) auf dem Mond. Er konnte die Last also ohne größere Anstrengung 150 Meter weit zu der Stelle tragen, wo westlich vom LMLMLunar Module alles aufgebaut werden sollte. Unterwegs begannen die Pakete durch die Bewegung beim Laufen auf und ab zu schwingen und das machte es etwas schwierig, die Tragestange richtig festzuhalten, aber grundsätzlich hatten er und Conrad bei dieser ersten wichtigen Aufgabe verhältnismäßig wenig Probleme.
Bei Apollo 12 kam auf dem Mond zum ersten Mal eine mit Plutonium betriebene radioaktive Energiequelle zum Einsatz. Dieser Radioisotopengenerator leistete 75 Watt und ermöglichte eine durchgehende Versorgung der Geräte mit elektrischem Strom, wodurch neben dem kontinuierlichen Betrieb auch ständig die Daten zur Erde gefunkt werden konnten. Während des Fluges war die Plutoniumkapsel (FCAFCAFuel Capsule Assembly) fest in einem gut abgeschirmten Behälter untergebracht, der auch einen unplanmäßigen Eintritt in die Erdatmosphäre überstehen sollte. Auf dem Mond war es Beans Aufgabe, das Plutonium in den Generator einzusetzen. Er fing an, das Heizelement aus dem Behälter zu ziehen, als es sich plötzlich verklemmte und festsaß. Ziemlich aus der Fassung gebracht versuchte er es ein paar Minuten lang mit dem langstieligen Werkzeug, das eigentlich für die Entnahme gedacht war. Dann machte er frustriert den Vorschlag, dem Behälter ein paar ordentliche Schläge mit dem Hammer zu verpassen. Conrad war für eine solch rüde Vorgehensweise noch nicht bereit. Er wollte den Hammer zunächst als Hebelwerkzeug verwenden. Als das aber auch nichts brachte, gab er ebenfalls auf und fügte sich dem Unvermeidlichen. Er versetzte dem Batteriebehälter einen anständigen Hieb, wodurch das Brennelement tatsächlich etwas weiter herausrutschte. Daraufhin schlug er immer weiter und härter zu. Am Ende hatten sie es geschafft.
Die Lehre daraus? Fliege niemals ohne einen Hammer zum Mond.
Ein zweites Problem betraf die elektrischen Leitungen, mit denen die einzelnen Geräte an die Zentralstation angeschlossen wurden. Auch wenn diese Kabel etwas unflexibel waren, so blieben sie auf der Erde doch relativ flach am Boden liegen, niedergehalten von ihrem eigenen Gewicht. Wie auch immer, auf dem Mond hat das wegen der geringen Schwerkraft nicht so gut funktioniert. Die Kabel behielten ihre Schlaufen und Biegungen, die entstanden waren, weil sie längere Zeit aufgewickelt im LMLMLunar Module verstaut waren – Schlaufen die, ähnlich wie bei einem gefrorenen Gartenschlauch, vom Boden abstanden. Es gab keine fatalen Stolperer bei Apollo 12, aber die Notwendigkeit, ständig den Kabeln ausweichen zu müssen, behinderte die Arbeit durchaus.
Um den Kabeln auszuweichen, musste man eigentlich nur auf seine Füße achten. Praktikabler war es allerdings, auf die Füße des anderen zu achten. Die Anzüge waren ziemlich unförmig, und obwohl sich die Astronauten etwas nach vorn lehnen mussten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, konnten sie ihre Füße kaum sehen. So war es manchmal schwierig, irgendwelchen Hindernissen auszuweichen. Und es gab noch einen weiteren Grund, warum das Arbeiten im Anzug nicht gerade leicht war. Durch den Druck im Inneren war der Raumanzug so steif, dass ein Astronaut sich beim Hinknien sehr anstrengen musste. Am besten benutzte man langstielige Werkzeuge, um damit Dinge am Boden zu greifen oder sonst irgendwie zu bewegen. Jedoch waren einige dieser Werkzeuge auch schon nicht einfach zu handhaben. Nach Conrads Meinung hätte alles viel schneller gehen können, wenn man leichter nach unten gekommen wäre. Erst später, bei der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity, fanden er und Bean ein paar nützliche Tricks heraus.
Innerhalb von nach dem Verlassen des LMLMLunar Module hatten die Astronauten alle Experimente aufgebaut. Sie lagen etwa eine halbe Stunde hinter dem Zeitplan zurück, waren ansonsten jedoch durchaus zufrieden. Beide gingen relativ entspannt zu Werke – gelegentlich fiel der Puls unter 80 – und Conrad hätte während der Arbeit bestimmt ein Liedchen gepfiffen, wenn das bei einem Druck von 3,7 psi (0,26 bar) möglich gewesen wäre. Das einzige wirklich große Missgeschick dieser EVAEVAExtravehicular Activity war der Verlust der Fernsehkamera. Zum ersten Mal hatte man eine Farbfernsehkamera mit auf die Mondoberfläche genommen, nur ging sie leider kaputt, als Bean sie weggetragen hat. Die unmittelbare Vermutung war zunächst, dass er die Kamera versehentlich auf eine Stelle am LMLMLunar Module gerichtet hatte, die das grelle Sonnenlicht reflektierte, wodurch der empfindliche Sensor in der Vidicon-Röhre zerstört wurde. Wieder zu Hause erklärte Bean während der technischen Nachbesprechung den Ingenieuren, die Ursache war vor allem, dass es für ihn keine Gelegenheit gegeben hatte, mit der Originalkamera zu trainieren. Die Entwicklung der Kamera verzögerte sich, sodass sie erst kurz vor dem Start an die NASANASANational Aeronautics and Space Administration ausgeliefert wurde. In der Zwischenzeit trainierte Bean mit einer Attrappe, ohne jemals die Einschränkungen des realen Modells berücksichtigen zu müssen. Zum Glück war das Fehlen der Fernsehbilder vom technischen Standpunkt aus betrachtet unbedenklich. Conrad und Bean haben beide jede Menge Fotos gemacht. Auch wenn diese Bilder nur einen schwachen Ersatz darstellten, um den Anpassungsprozess an die Bedingungen auf dem Mond und die Arbeitsabläufe zu dokumentieren, so hatte man doch reichlich Aufnahmen von Gestein, Kratern, Fußabdrücken und der Ausrüstung, an denen die Wissenschaftler ebenso wie die Ingenieure in erster Linie interessiert waren. Aber alles lief so gut und ganz offensichtlich waren beide Männer in so hervorragender Stimmung – sie machten Witze, lachten, summten und sangen vor sich hin – sodass die fehlenden Fernsehbilder für uns zu Hause, die wir extra deswegen am Mittwochmorgen nicht in die Schule oder zur Arbeit gegangen sind, trotzdem eine wirklich große Enttäuschung waren.
Das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package stand, und mit reichlich Sauerstoff und Kühlwasser in Reserve gab Houston die Erlaubnis für eine Verlängerung der EVAEVAExtravehicular Activity um eine halbe Stunde. Conrad und Bean konnten sich also auf den Weg machen, um bei Krater Middle Crescent vorbeizuschauen. Der Rand des Kraters war mit Gesteinsbrocken übersät und er lag nur 70 Meter nordwestlich vom ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package entfernt. Zu viel Zeit durften Sie sich bei ihrem Ausflug allerdings nicht lassen, das Kontrollzentrum wollte beide zur Vorbereitung auf das Einsteigen in wieder beim LMLMLunar Module haben. Dennoch war hier die erste Gelegenheit, bei der sie ihre geologischen Kenntnisse aus dem Training anwenden konnten.
Schon als Conrad zum ersten Mal dort war, um an dieser Stelle einen guten Platz für das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package zu finden, sind ihm beim Warten auf Bean zwei etwa einen Meter hohe kegelförmige Hügel aufgefallen. Das wollte er sich unbedingt anschauen. Waren sie vulkanischen Ursprungs? Oder hatte ihre Entstehung eine andere Ursache? Auf dem Weg zu Middle Crescent hatten sie Gelegenheit für eine nähere Untersuchung der Hügel. Beide kamen schnell zu der Ansicht, dass es wahrscheinlich große Klumpen von zusammengepresstem Material waren, ausgeworfen durch den Einschlag, der Krater Head verursacht hat. Fotos wurden gemacht und Proben genommen, dann ging es weiter. Sie haben Glaskügelchen gefunden, die auf der Oberfläche herumlagen, und bei Middle Crescent gab es Spuren von Grundgestein, das am inneren Rand zum Vorschein kam. waren zu kurz für ausführliche Betrachtungen und Kommentare. Es war eher eine Angelegenheit von Laufen, Anhalten, einen Moment lang staunen, ein paar Fotos machen, einige Proben nehmen und Weiterlaufen. Dass sie sich hier so beeilen mussten, war jedoch nicht tragisch. Dieser Ausflug bot in jedem Fall eine gute Vorbereitung auf die eigentliche geologische Arbeit, die bei der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity anstand. Und abgesehen davon, es hat einen riesen Spaß gemacht. In der Tat waren etliche Aufforderungen vom Kontrollzentrum in Houston nötig, bevor sie sich endlich wieder auf den Weg zurück zum LMLMLunar Module gemacht haben.
Den Rückweg zum Raumschiff haben Conrad und Bean in einer guten Zeit geschafft, für die 200 Meter brauchten sie nur etwa . Trotz der kurzen Stopps, um ein paar unwiderstehlich interessante Steine aufzuheben, kamen sie damit auf ein Durchschnittstempo von circa 2,5 km/h. Bei der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity sollten sie sich bis zu 400 Meter vom LMLMLunar Module entfernen und dieser kleine Ausflug zeigte, dass sie es gegebenenfalls in kürzester Zeit wieder erreichen könnten. Ihr Puls war nicht über 120 Schläge pro Minute angestiegen. Auch wenn beide ein wenig Müdigkeit verspürten, hatten sie sowohl körperlich als auch mental noch jede Menge Reserven. Sie waren bestens gelaunt und mit ihrer Leistung zufrieden.
hatte die EVAEVAExtravehicular Activity gedauert. Die Besatzung der Intrepid stellte den Kabinendruck wieder her, setzte die Helme ab und zog ihre Handschuhe aus. gern hätten sie die Raumanzüge auch ganz abgelegt, vor allem Conrad, bei dem versehentlich etwas Kühlwasser in einen Schuh geflossen war. Allerdings, wie sich bei späteren Missionen bestätigte, hätte das Ablegen des Anzugs etwa eine Stunde gedauert und das Anlegen am nächsten Morgen noch einmal um die vierzig Minuten. Bei der wenigen Zeit, die sie auf dem Mond zur Verfügung hatten, stellten reichlich eine nennenswerte Größe dar. Darüber hinaus wollten NASANASANational Aeronautics and Space Administration und Astronauten nicht riskieren, dass beim An- und Ausziehen möglicherweise irgendwelche Reißverschlüsse oder andere Dichtungen beschädigt wurden. Also behielten beide die Anzüge an. Sie gönnten sich eine Mahlzeit, sprachen mit Houston schon mal über die zweite EVAEVAExtravehicular Activity und nachdem sie die Luke wieder geschlossen hatten, wurden die Fenster abgedeckt. Dann wünschten sie Houston eine gute Nacht. Der eine oder andere könnte jetzt vielleicht beanstanden, dass es eigentlich gar nicht Nacht wird. An der Landestelle geht die Sonne immerhin erst in gut unter. Aber die Astronauten waren nicht so pedantisch. Ihre innere Uhr sagte, es ist Zeit schlafen zu gehen, also hieß es Gute Nacht
bis zum Weckruf am nächsten Morgen.
Viel Schlaf haben Conrad und Bean allerdings nicht bekommen. Die Hängematten und eine Heizung machten es wohl angenehmer als bei Apollo 11, aber wie Conrad später schilderte, … als wir uns hinlegten, war ich wirklich richtig müde und habe praktisch sofort geschlafen. Trotzdem bin ich schon nach wieder aufgewacht. … Ich denke nicht, dass ich länger geschlafen habe. Es hat sich angefühlt, als ob meine Schulter in einen Schraubstock gespannt ist. Ich musste aus diesem Anzug raus.
Die Ursache des Problems lag etwas zurück. Ein paar Tage vor dem Start ergab eine Routinekontrolle, dass einer von Conrads Anzugstiefeln ein Leck hatte. Der Anzug wurde zum Hersteller geschickt, um den Stiefel auszutauschen. Nachdem er wieder am Kap war, machte Conrad einen Fehler, indem er bei der Anprobe seine Kühlunterwäsche (LCGLCGLiquid Cooled Garment), die er auf dem Mond gewiss tragen würde, nicht angezogen hatte. Die Beinlänge konnte mit einer komplizierten Verschnürung am Fußgelenk angepasst werden. Conrad versuchte, das richtige Maß zu schätzen, hat dabei aber die erforderliche Zugabe für die LCGLCGLiquid Cooled Garment nicht ausreichend berücksichtigt. Also weckte ich Al, damit er den Stiefel passend macht und danach waren wir hellwach. Also sagten wir uns:
Sei’s drum, fangen wir eben früher an.
Was wir dann auch taten. Wir riefen Houston und meldeten: Hey, wir sind schon wach.
Sie wollten so schnell wie möglich wieder aussteigen. Nach einer kurzen Mahlzeit gingen sie daran, sich, ihre Anzüge und das LMLMLunar Module für die Aufgaben des Tages bereit zu machen. nachdem sie Houston angefunkt hatten, waren sie wieder draußen auf der Mondoberfläche.
Die zweite EVAEVAExtravehicular Activity würde eine längere Wanderung zu geologisch interessanten Stellen werden. Ihr Rundweg sollte sie an der Westseite von Krater Head herumführen und dann weiter in südwestlicher Richtung zu Sharp, einem kleinen noch jungen Einschlagkrater. Von dort aus ging es wieder nach Osten zum südlichen Rand von Krater Surveyor. An der Stelle, die dem LMLMLunar Module direkt gegenüberliegt, werden sie zur Sonde Surveyor 3 absteigen und anschließend auf der anderen Seite den Krater in Richtung LMLMLunar Module wieder verlassen. Alles in allem war also eine Strecke von circa 1300 Metern geplant, etwa der Weg, den man auf einem Golfplatz für die ersten vier oder fünf Löcher zurücklegt.
Pete Conrad war bei dieser zweiten EVAEVAExtravehicular Activity stets hoch konzentriert und hatte den Zeitplan genauso wie die vor ihnen liegenden Aufgaben ständig im Kopf. Konsequent achtete er darauf, dass die Checklisten, die jeder an seinem Arm hatte, vollständig abgearbeitet werden. Und das bedeutete, sie mussten sich beeilen. Nicht eingerechnet die Zeit, um die Werkzeuge und Probenbeutel an ihre Tornister zu hängen, am Ende alles zusammenzupacken und sich vor dem Einsteigen gegenseitig den Staub abzubürsten, brauchten sie für ihre Runde etwa . Tatsächlich in Bewegung waren sie davon nur etwa . Die restliche Zeit verteilte sich auf die sieben Aufenthalte an den geplanten Stationen – plus einige kurze Stopps um Gesteinsbrocken aufzuheben, an denen sie wirklich nicht einfach so vorbeigehen konnten. Durchschnittlich haben sie an jeder Stelle um die verbracht. Es wurden Fotos gemacht, Gestein und Oberflächenmaterial gesammelt, Kernprobenröhren in den Boden getrieben und gelegentlich sollten sie auch einen flachen Graben anlegen. Die Zeit schien aber leider nie auszureichen, um auch Al Beans Hang zur Bewunderung genügend Raum zu geben. Von beiden Astronauten war er es, der die Beschreibungen lieferte, der immer noch ein faszinierendes Detail noch näher untersuchen oder nur diesen einen Stein auch noch aufheben wollte. Wie er selbst sagte, er hätte gut die gesamte EVAEVAExtravehicular Activity an einer einzigen Station verbringen können. Aber das war natürlich nicht möglich, schon gar nicht mit Conrad, der ihn – hin und wieder durch Houston unterstützt – ständig antrieb.
Den Zeitplan immer vor Augen versuchten sie, den Weg von einer Station zur nächsten möglichst schnell zurückzulegen. Dort angelangt, gab es auch kein Stillhalten, wenn sie sich beim Fotografieren der Panorama-Aufnahmen drehen mussten, mit den Werkzeugen hantierten, Probenbeutel befüllten und beim Aufheben der Gesteinsbrocken alles daransetzten, ohne die Zange auszukommen. Nach etwas Übung hatten sie eine gute Technik gefunden, um auf die Knie zu gehen und dabei den Werkzeugträger oder eine Schaufel als Krücke zu benutzen. Trotzdem war das Aufrichten immer noch sehr anstrengend. Bean kam zufällig auf eine raffinierte Methode, einen stabileren Beutel, der an Conrads Tornister befestigt war, auch anderweitig einzusetzen. Ungefähr zur Mitte der EVAEVAExtravehicular Activity fiel ihm auf, dass er seinen Partner an besagtem Beutel, ähnlich wie bei einem Kindergeschirr oder einer Sicherungsleine, hervorragend festhalten konnte, während dieser einen Stein vom Boden aufhob. Durch viele solcher kleinen Tricks, die ihnen auf dem Weg eingefallen sind, wurden sie bei der Arbeit immer effizienter. Was sich auch am Kühlwasserverbrauch ablesen ließ. Während der ersten EVAEVAExtravehicular Activity verbrauchten sie genau so viel, wie vorher ausgerechnet und eingeplant war. Bei der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity haben sie die vorausberechnete Menge um circa 30 Prozent unterschritten.
Zwar wurde ihre Arbeitsweise effizienter, doch es tauchte ein Problem auf, gegen das kaum etwas getan werden konnte. Nach und nach begannen ihre Unterarme heftig zu schmerzen. Da die Raumanzüge unter Druck standen, waren ihre Handschuhe natürlich ziemlich steif und darin die Finger zu bewegen wurde auf die Dauer sehr anstrengend. Um dem entgegenzuwirken, hatten die Ingenieure die Form der Handschuhe an die entspannte Haltung der menschlichen Hand angepasst – also mit leicht nach innen gekrümmten Fingern. Es war gut gemeint und man hoffte, dass sich die Hände der Astronauten dadurch wenigsten ab und zu erholen konnten. Allerdings gab es in dieser 4 Zoll (7,5 bis 10 cm) und so mussten sie jedes Mal, wenn sie etwas greifen wollten, dass kleiner war als diese Öffnung, beim Schließen der Hand gegen den Druck im Anzug arbeiten. Bei den vielen Werkzeugen und anderen Ausrüstungsgegenständen, die Conrad und Bean tragen mussten, hatten sie eigentlich ständig irgendetwas in der Hand. Was zur Folge hatte, dass ihre Unterarme nach relativ kurzer Zeit anfingen zu schmerzen. Von Zeit zu Zeit konnten sie ihre Hände auch kurz entspannen und schließlich fanden sie einen Weg, das Arbeitstempo anzupassen, sodass sich die Überbeanspruchung ein wenig verringern ließ. Trotzdem war es eine erhebliche Behinderung. Ohne diese Schmerzen hätten sie sehr wahrscheinlich noch deutlich mehr schaffen können.
Position zwischen Daumen und Zeigefinger einen Abstand von 3 bisBeide Männer waren bestens trainiert und sicher nicht in Gefahr, sich zu überfordern. Sie konnten anhalten, eine kurze Pause einlegen, falls nötig auch die eine oder andere Aufgabe von der Liste streichen. Die meiste Zeit des Weges lag ihr Puls bei Werten zwischen 110 und 130 Schlägen pro Minute. Es war anstrengend, aber nicht so kräftezehrend, dass sie sich aufrieben. Tatsächlich hatten sie schon mehr als eine Stunde hinter sich, als eine richtige Pause eingelegt wurde – und das auch nur, weil Bean für einen kurzen Moment dachte, mit seinem Anzug sei etwas passiert.
Ungefähr zur Mitte der EVAEVAExtravehicular Activity musste Conrad kurz anhalten und Bean konnte auch eine Pause gebrauchen. Beide hatten gerade in nur die 200 Meter von Krater Sharp nach Osten zu Surveyor zurückgelegt, woraufhin Bean meinte, dass er bei dieser Mission zum ersten Mal seinen Puls wirklich hochgetrieben
hätte. Sie genossen die langen schwebenden Schritte, die auf dem Mond möglich sind, und waren ziemlich schnell unterwegs gewesen. Ihr Tempo entsprach einem Durchschnitt von 4 km/h. An einer Stelle sagte Conrad, dass er sich vorkommt wie eine galoppierende Giraffe in Zeitlupe. Aber dann stieg ihr Puls über 160, sie kamen außer Atem und mussten eine Pause machen. Jack Schmitt hat bei Apollo 17 wiederholt ähnliche Distanzen mit einem Durchschnittstempo von 5 bis 6 km/h zurückgelegt, kam jedoch nicht annähernd so sehr außer Atem. Unvergessen bleibt, wie Schmitt mit einem Puls zwischen 120 und 130 sogar so leichtfüßig unterwegs war, dass er beim Laufen aus voller Brust ein Lied singen konnte. Es war die verbesserte Verbindung am Rumpf, die diesen Unterschied im Verhalten des Anzugs ausmachte. Die Verbesserung war nötig geworden, damit die Astronauten von Apollo 15, 16 und 17 im Mondfahrzeug sitzen konnten. Als erfreulicher Nebeneffekt wurde dadurch auch das Laufen bequemer. Mit den steiferen Anzügen brauchten Conrad und Bean eine kurze Pause zur Erholung und um ein paar Proben zu sammeln. Es ging ihnen gut, sie hatten Spaß und gewiss keinen Grund, sich selbst so sehr anzutreiben, dass sie am Ende noch Fehler machen würden. Das wollten sie auf jeden Fall vermeiden. Also hielten sie an, um wieder zu Atem zu kommen, und machten in ruhigerem Tempo weiter. Sie hatten eine wichtige Lektion gelernt.
Auf dem ersten Streckenabschnitt haben Conrad und Bean ein paar flüchtige Eindrücke von der Struktur des Bodens unter ihren Füßen und seiner Entstehung bekommen. Gelandet waren sie mitten im Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme), einem sehr alten Mare oder Meer. Geformt wurde es vor ungefähr 4 Milliarden Jahren, als sich eine Senke – noch früher durch einen sehr großen Einschlag in die Oberfläche gerissen – nach und nach mit basaltischer Lava aus dem Mondinneren gefüllt hat. Vielleicht ein paar Hundert Millionen Jahre lang floss immer wieder Lava in die Senke hinein, sodass mit der Zeit eine glatte, flache Ebene entstanden ist. Danach hat sich durch die zahllosen Einschläge langsam die einige Meter starke Bodenschicht gebildet – oder richtiger, eine Schicht aus fein pulverisiertem Gestein, genannt Regolith.
Seit seiner Entstehung ist der Mond immer wieder von Brocken getroffen worden, die bei der Bildung des Sonnensystems übrig geblieben waren. Ein Bombardement, das sogar heute noch anhält, wenn auch längst nicht mehr mit derselben Intensität. Einschläge gab es von Körpern in allen Größen – Staubteilchen, Sandkörner, Kieselsteingröße, faustgroße Gesteinsbrocken, Felsen und manchmal auch Objekte so groß wie ein Berg. Die richtig schweren Einschläge waren selten und hatten entsprechend große Krater zur Folge, die für gewöhnlich relativ weit auseinanderliegen. Einschläge von kleinen Körpern gab es dagegen oft, da sie auch sehr viel häufiger vorkommen. Es gibt keinen Quadratzentimeter Mondoberfläche, der nicht mehrfach von sandkorngroßen Objekten getroffen wurde.
Jedes dieser Geschosse aus dem Weltraum, unabhängig von seiner Größe, ist mit Geschwindigkeiten von 20 Kilometern pro Sekunde oder mehr aufgeschlagen und hat dabei die Oberfläche der erstarrten Lava zertrümmert. Allmählich bildete sich eine Schicht aus Schutt und Geröll, die von weiteren Einschlägen bis in eine Tiefe von ungefähr 5 Metern in immer kleinere Fragmente zerstoßen wurde. Dazu haben über die ganze Zeit hinweg kleinste Objekte – staub- und sandkorngroße Teilchen – die oben liegenden Gesteinsbrocken wie ein Sandstrahl bearbeitet, bis nur noch das feine puderartige Material übrig blieb, das dem Boden seine charakteristische graue Farbe verleiht. Es kam auch vor, wenn etwas Größeres einschlug, dass die Schichtung an dieser Stelle umgekehrt wurde. Bis dahin tiefer liegende Fragmente sind nach oben befördert worden, lagen auf der pulverigen Oberfläche und waren nun ebenfalls dem ausgesetzt. So hat dieser über vier Milliarden Jahre andauernde Prozess nach und nach die oberen fünf Meter größtenteils in das feinsplittrige Material verwandelt, das wir heute vorfinden.
In jüngerer Zeit – sagen wir über die letzten paar Hundert Millionen Jahre hinweg – sind die meisten der kleinen Teilchen direkt in die pulvrige Schicht eingeschlagen. Es entstanden viele winzige Krater und die Oberfläche bekam immer mehr Ähnlichkeit mit staubigem Boden auf der Erde, über den ein leichter Regen hinweggegangen ist. Durch die geringere Aufschlagsenergie sind außer den Partikeln des Mondbodens, die unmittelbar getroffen wurden, nur die Teilchen selbst geschmolzen. Die flüssige Masse verfestigte sich schnell zu unregelmäßigen Klümpchen aus dunklem Glas, wodurch die Oberfläche einen leicht bräunlichen Farbton erhielt.
Das Erscheinungsbild der Mondoberfläche variiert eigentlich erstaunlich wenig. Es gibt kaum Stellen, die nicht mit feinem Staub bedeckt sind und überall findet man Krater in allen Größen. Die meisten alt und stark erodiert, der Rand kaum noch zu erkennen unter den sich überlappenden Narben späterer Treffer. Aber manchmal sind die Einschläge jünger. Der jüngste Krater in unmittelbarer Umgebung der Landestelle von Apollo 12 ist Scharp. Entstanden durch den Aufschlag eines Objekts ungefähr so groß wie ein Basketball, circa 3 Meter tief, mit einem Durchmesser von etwa 12 Metern und nur wenige Millionen Jahre alt. In der Planungsphase der Mission wurde man wegen des verhältnismäßig geringen Alters auf diesen Krater aufmerksam. Sehr interessant war unter anderem, dass seine Ejektadecke noch unberührt und nicht von späteren Ereignissen zerstört sein würde. Ebenfalls wollten die Geologen wissen, ob es Hinweise gab, dass die obere Schicht vollständig bis auf den festen Untergrund durchschlagen wurde. Örtlich begrenzte seismische Signale, hervorgerufen durch die Schritte der Astronauten, den Aufprall der fallenden Tornister oder von Steinen, die in einen Krater geworfen werden, würden Aufschluss über die Stärke der Bodenschicht in der Umgebung des ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package geben. Das Vorhandensein von Gesteinsfragmenten im näheren Umkreis noch junger Krater, groß genug um das Grundgestein erreicht zu haben, könnte ein sichtbarer Nachweis dafür sein. Bezeichnenderweise zeigen die Fotos der beiden Astronauten vergleichsweise wenig Steine im Bereich um Scharp, und es gab zweifellos zu wenige Steine in der Ejekta, um Bean oder Conrad irgendwelche Kommentare zu entlocken. Höchstwahrscheinlich war der Regolith an dieser Stelle tief genug – vielleicht 6 bis 8 Meter – dass der Einschlag kaum Gesteinsbrocken an die Oberfläche beförderte. Etwas später bei dieser EVAEVAExtravehicular Activity kamen sie zu Krater Block, wo jede Menge Fragmente von Grundgestein herumlagen.
Was Conrad und Bean bei Sharp auffiel, war die helle, fast weiße, Färbung der feinen Ejekta. Auch sind sie immer tiefer eingesunken, je näher sie kamen. Beides, die Farbe und der lockere Boden, resultierten unmittelbar aus der Heftigkeit des Einschlags. Wie bei einer zersplitterten Windschutzscheibe bekamen die dunklen Glasklümpchen dabei viele kleine Risse. Das Oberflächenmaterial wurde hochgeschleudert, verwirbelte sich, und als alles wieder nach unten gefallen war, hatte es die Konsistenz eines frisch aufgeschütteten Sandhaufens, in dem die Partikel locker aufeinanderliegen. Mit der Zeit wird das anhaltende Geprassel der Kleinstmeteoriten dafür sorgen, dass die Ejektadecke von Sharp nachdunkelt und fester wird. Jeder kleine Einschlag wird etwas dunkles Glas entstehen lassen und das lockere Bodenmaterial fester zusammenrütteln. Es sei denn, wir schützen alles vor weiterer Erosion, indem das Gebiet als Teil eines Museums für die Landestelle von Apollo 12 mit einer Kuppel überdacht wird.
Krater Surveyor selbst ist alt und sehr verwittert. Als sich die Astronauten dem schwach ausgeprägten Rand näherten, fanden sie, dass der Boden ziemlich kompakt war. Ähnlich wie in der Umgebung des LMLMLunar Module. Man sah nur sehr wenige Steine herumliegen, alle waren eher klein und entweder aus größerer Entfernung oder von Krater Block, am nördlichen Rand von Surveyor, dorthin geschleudert worden. Der Einschlag durch den Surveyor entstanden ist, hatte mit Sicherheit genügend Wucht, um das Grundgestein freizulegen. Jedoch haben Erosion und Füllmaterial über Jahrmillionen alles wieder zugedeckt. Die Oberfläche der inneren Abhänge des Kraters war ebenso dunkel wie seine unmittelbare Umgebung und aufgrund ihrer Beobachtungen während der ersten EVAEVAExtravehicular Activity rechneten beide mit festem Untergrund, der ihnen beim Abstieg in den Krater hinein guten Halt bieten würde.
Die Mondsonde Surveyor 3 ist bei der Landung nach einigen Hüpfern noch etwas gerutscht, bevor sie auf halbem Weg den östlichen Abhang herunter im Krater zum Stehen kam. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie noch weiter abgleitet, wollten Conrad und Bean am südlichen Abhang bis auf Höhe der Sonde in den Krater einsteigen und sich dann der Kontur folgend darauf zubewegen. Eine Annäherung von unten kam für sie nicht in Frage. Die Neigung des Hangs betrug circa 10 Grad und sie fanden, dass der Boden nur geringfügig weicher war als oben am Rand. So gab es auch nur ein einziges Problem zu melden, nachdem sie in östliche Richtung abgebogen waren. In dem abschüssigen Gelände wurde es schwieriger, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen, daher kamen sie einfach nicht so schnell voran, wie auf ebener Fläche. Der Untergrund war nach Conrads Einschätzung sogar fest genug, dass es ihm unter Umständen möglich gewesen wäre, Intrepid auf dem breiten flachen Boden des Kraters zu landen. Wenn er das nur vorher gewusst hätte.
Ich hätte Höllenangst gehabt,
sagte er. War aber der Meinung, dass es ihm gelungen wäre.
Als die beiden Astronauten auf die Sonde zukamen, waren sie ziemlich verwundert, denn scheinbar hatte sich das ehemals weiße Gerät in den drei Jahren auf dem Mond bräunlich verfärbt. Niemand hatte zunächst eine Erklärung dafür. Sicher, die ist Sonne besonders hell und wegen der fehlenden Atmosphäre war das Gerät der ultravioletten Strahlung voll ausgesetzt. Aber hätte sich die Farbe in so kurzer Zeit derartig verändern können? Sie fragten das Kontrollzentrum, ob feststand, dass die Sonde auch wirklich weiß war – wie die Attrappe, die sie im Training verwendet haben – als sie von der Erde gestartet wurde. Es vergingen ein paar Minuten. Dann fand man in Houston jemanden, der beschwor, die Farbschicht der Sonde sei ursprünglich blütenweiß gewesen. In der Zwischenzeit hatte Bean auch bemerkt, dass sogar die Spiegel der Kamera bräunlich aussahen. War es vielleicht tatsächlich eine Staubschicht? Und warum Braun? Überall in dieser Gegend war der Staub eindeutig Grau. Es gab nur eins, über den Spiegel wischen – er wurde auch tatsächlich sauber – und ebenso über die Farbschicht. Obwohl dabei etwas von der Farbe abblätterte, stellte sich schnell heraus, dass es sich um Staub handelte und nicht um eine Verfärbung. Conrad war zwar in einiger Entfernung gelandet, ungefähr 200 Meter, aber offensichtlich ist einiges von dem Staub, den er mit dem Triebwerk aufgewirbelt hatte, trotzdem bis zu Surveyor 3 geweht worden. Beide Astronauten gingen um die Sonde herum, um zu sehen, ob sich der Farbeindruck unter den verschiedenen Winkeln zur Sonne ändert. Das war nicht der Fall. Demnach hat Mondstaub auf dem entsprechenden Hintergrund, und wenn die Schicht dünn genug ist, eine braune Farbe.
Conrad und Bean hatten ungefähr Zeit. Sie begutachteten die Sonde und ihre Spuren, die sie bei der Landung hinterlassen hatte. Dann fotografierten sie den Graben, den Surveyor 3 mit dem Schaufelarm gezogen hatte. Man wollte erfahren, ob Teile der Grabenwand in den vergangenen drei Jahren eingestürzt sind. Alles war unverändert geblieben. Zuletzt haben sie mit einem großen Bolzenschneider die Fernsehkamera, die Schaufel und ein paar andere Teile von der Sonde entfernt, um sie mit zurück auf die Erde zu bringen.
Am Ende ihres Aufenthalts bei Surveyor 3 waren etwas über drei Stunden vergangen, seitdem sie das LMLMLunar Module verlassen hatten und ihr Rückstand auf den Zeitplan betrug lediglich . Zu verdanken war das hautsächlich Pete Conrad, der beharrlich darauf achtete, . Nur noch eine Station lag vor ihnen, alles lief also hervorragend.
Der letzte Stopp bei Krater Block dauerte nicht sehr lange. Dennoch war er wichtig, weil der Einschlag – das Objekt hatte ebenfalls etwa die Größe eines Basketballs – am inneren Abhang von Krater Surveyor erfolgt ist. Auch wenn der Boden im Inneren genauso fest ist, genauso stark wie in der unmittelbaren Umgebung außerhalb des Kraters ist die Schicht keinesfalls und der Impaktor konnte beim Auftreffen leicht bis auf das Grundgestein durchschlagen. Überall lagen Steine und Felsbrocken herum, manche bis zu einem Meter groß, sodass die Astronauten keine Mühe hatten, einen Beutel mit repräsentativem Probenmaterial zu füllen. Danach kehrten sie zur Intrepid zurück, um die EVAEVAExtravehicular Activity zu beenden.
Insgesamt haben Conrad und Bean während der beiden EVAsEVAExtravehicular Activity außerhalb des LMLMLunar Module verbracht. Bis auf den Verlust der Fernsehkamera am Anfang war ihre Arbeit so fehlerlos, wie man es sich nur wünschen konnte. Sie haben praktisch alle Missionsziele erreicht. Jede Menge wertvoller Fotos, Mondgestein sowie Bodenproben und nicht zuletzt die Teile von Surveyor 3 wurden mit zurück auf die Erde gebracht. Sie haben nachgewiesen, dass man das LMLMLunar Module punktgenau landen kann und dass für eine EVAEVAExtravehicular Activity die tägliche Leistungsgrenze eines gut trainierten Astronauten keinesfalls übersteigen. Ein einziges Mal während der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity haben sie sich etwas mehr verausgabt, als dem Flugarzt lieb war, sodass sie kurz anhalten mussten. Doch beide erholten sich schnell und zeigten, dass man mit kleineren Pausen zwischendurch auch eine längere Strecke bewältigen konnte, zumindest in diesem Gelände. Gelegentlich einen Schluck Wasser zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen wäre schön gewesen. Mit Sicherheit hätten sie einiges mehr erledigen können, wenn ein Handwagen – oder besser noch ein Fahrzeug – zur Verfügung gestanden hätte, um Werkzeuge, Behälter und sonstige Ausrüstung zu transportieren. Aber dies war erst die zweite Landung auf dem Mond. So wie Apollo 12 in Bezug auf Durchführung und Umfang einen deutlichen Fortschritt gegenüber Apollo 11 darstellte, sollte es auch in Zukunft von Mission zu Mission weitergehen. Wenn das LMLMLunar Module erst einmal so verbessert worden war, dass ein Fahrzeug und größere Vorräte für einen längeren Aufenthalt mitgenommen werden konnten, würden sich Leistungsfähigkeit und wissenschaftliche Ausbeute sogar noch weiter steigern lassen. Die Möglichkeiten schienen unbegrenzt.
Abschließend sei gesagt, das Besondere an der Mission von Apollo 12 war vor allem der Spaß, den Pete Conrad und Al Bean dabei hatten. Der Kontrast zu Apollo 11 ist wohl hauptsächlich auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten zurückzuführen, Neil Armstrongs leise Zurückhaltung gegenüber Pete Conrads lebhafter Fröhlichkeit. Jedoch standen Armstrong und Aldrin auch unter wesentlich höherem Druck, da alles was sie taten, praktisch vor den Augen der Weltöffentlichkeit stattfand und in die Geschichtsbücher eingehen würde. Leider hat diese Sachlichkeit bei Apollo 11 die Wahrnehmung der Mondlandungen in der breiten Masse nachhaltig geprägt. Conrad und Bean, nicht durch derartige Umstände belastet, summten vor sich hin, sangen und lachten viel, während sie auf dem Weg von einer Station zur nächsten waren. Es ist bedauerlich, dass die Fernsehkamera beschädigt wurde. Das Missgeschick war nachvollziehbar, doch egal welchen Grund es tatsächlich dafür gab, kurz danach haben Fernsehzuschauer und Sender das Interesse verloren. Vielleicht musste man nach der spannenden ersten Mondlandung damit rechnen, dass die Publikumszahlen zurückgehen würden. Auch machte es der Zeitdruck erforderlich, viel in schwer verständlichem Fachjargon zu reden und es gab längere Abschnitte, in denen die Astronauten nicht wesentlich mehr taten, als bloß ein weiteres Stück Mondgestein einzutüten. Der Unterhaltungsfaktor konnte also hin und wieder ziemlich gering sein. Alles in allem hat Apollo 12 aber großen Spaß gemacht und viel davon wäre es wirklich wert gewesen, verfolgt zu werden.