Überarbeitete Niederschrift und Kommentare © Eric M. Jones
Redaktion und Edition Ken Glover
Übersetzung © Thomas Schwagmeier u. a.
Alle Rechte vorbehalten
Bildnachweise im Bilderverzeichnis
Filmnachweise im Filmverzeichnis
MP3‑Audiodateien: David Shaffer
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Mitchell: Falcon, Houston.
Scott: Houston, Falcon. Kommen.
Mitchell: Verstanden. Auf Seite 1-2 (SUR 1-2), wo die S‑Band‑Antenne auf Schwenken gestellt wird. Wegen eurer Schräglage habe ich neue Winkel für euch.
Scott: Okay.
Gemeint sind die Winkel für die Ausrichtung der beweglichen S‑Band‑Antenne am LMLMLunar Module.
Mitchell: Sie lauten minus 71 …
Scott: Kommen, Ed.
Mitchell: … und minus 58. (Pause) Entschuldigung, plus 71 und minus 58.
Irwin: Notiert … (hört die Korrektur) Okay, plus 71 und minus 58.
Mitchell: Bestätigt.
Die neuen Winkel auf SUR 1-2 sind nur eine kleine Korrektur. Die ursprünglichen Angaben (+73/−62) wurden für eine exakt senkrecht stehende Landefähre berechnet.
Scott: Okay, Ed … Okay, Ed. Wir geben euch kurz eine kleine Zusammenfassung, bevor wir weitermachen. Wir haben hier genau das gleiche Gelände wie du bei (Apollo) 14.
Die Umgebung der Landestelle von Apollo 14 ist relativ uneben. Es gibt viele kleine Steigungen und Gefälle über Strecken von wenigen zehn Metern, wo sich alte und stark erodierte Krater überlappen. Die durch den ständigen Meteoritenregen weitgehend abgetragenen Randwälle lassen eine relativ hügelige Landschaft entstehen.
Scott: Und viele der Krater, an denen wir uns orientieren wollten, waren ohne Schatten und nicht zu sehen. Könnte sein, dass die topografischen Daten ungenau sind. Wir stehen hier etwas schief, aber sonst ist alles in Ordnung. Während der SEVASEVAStand-Up Extravehicular Activity versuchen wir dann, unseren Standort genauer zu bestimmen. Bei 150 (Fuß/46 m) entwickelte sich ein leichter Staubschleier und bei 50 Fuß (15 m)
war gar nichts mehr zu sehen. Ab da ist es bis zur Landung IFRIFRInstrument Flight Rules gewesen. Alles andere habt ihr vermutlich (über die Telemetriedaten) selbst auch gesehen.
Mitchell: Okay, Dave. Ist alles notiert. Danke.
Scott: Verstanden. (lange Pause)
Bei öffnen sie die obere Luke und Dave stellt sich auf die Abdeckung des Aufstiegstufentriebwerks. Mit dem Oberkörper außerhalb der Kabine hat er Rundumsicht und kann in jede Richtung fotografieren. Die SEVASEVAStand-Up Extravehicular Activity wird etwa eine dauern.
Mitchell: Und Falcon, Houston. Könnt ihr sagen, wo ihr gelandet seid?
Scott: Großes Schweigen, Ed.
Mitchell: Verstanden.
Scott (lachend): Heißt:
Ich habe keine Ahnung, wo wir sind, Ed.
Wir versuchen unseren Standort auf der Oberfläche anhand einer Karte zu bestimmen, die 20 Meter Auflösung hat. Das ist definitiv zu grob. Darum suchen wir nach allem, was irgendwie passen könnte.
Jones: Soviel ich weiß, waren Sie die einzige Besatzung, die keine hochaufgelösten Bilder von Lunar Orbiter oder aus dem Kommandomodul hatte. Für Apollo 17 gab es hervorragende Fotos, die Al Worden bei Ihrem Flug aufgenommen hat.
Scott: Als es noch um die Auswahl der Landestelle ging, sprach man auch über Bereiche südlich des Hadley-Gebietes, von denen Fotos mit ganz guter Auflösung existierten. Es wurde nach Analogien zwischen den südlichen und nördlichen Gebieten gesucht, aber wie sich herausstellte, gab es keine. Die geologischen Strukturen sind zu verschieden. Daher lautete die Frage: Sollen wir im Süden landen, weil wir von dort detailliertere Fotos haben, oder im Norden (wo wir dann auch gelandet sind), wo die Auflösung der Bilder geringer, aber die Geologie interessanter ist? Die Antwort war: Es ist sicher genug, dort oben zu landen, also fliegen wir hin.
Scott: Ich denke … Was ich bis jetzt sagen kann, wir stehen vermutlich in unmittelbarer Nähe von (Krater) Saljut. Das Beste wird sein, wir bereiten uns jetzt auf die SEVASEVAStand-Up Extravehicular Activity vor, wo wir uns dann umsehen können. Es ist sehr hügelig, und, du kennst es ja, in diesem Gelände sieht man kaum etwas hinter der nächsten Kuppe. Wir haben sehr wenige Anhaltspunkte, um die genaue Position zu bestimmen.
Dave ist auf jeden Fall sicher, dass er nicht weit vom geplanten Landepunkt entfernt sein kann, und ein paar Hundert Meter spielen mit dem Fahrzeug keine Rolle. Geplant war die Landung bei den in seiner Karte eingetragenen Koordinaten BQ/74, reichlich 500 Meter nördlich von Krater Saljut. Tatsächlich gelandet sind sie bei BS,4/73,3, noch einmal 600 Meter nördlich und ca. 175 Meter westlich des Zielpunkts. Das LMLMLunar Module steht am nordwestlichen Rand von Krater Last. nach der Landung entsteht AS15-P-9377, aufgenommen mit der Panoramakamera (im SIMSIMScientific Instrument Module). Darauf ist das LMLMLunar Module auf der Mondoberfläche zu sehen (Ausschnitt von AS15-P-9377). Die geplante Landestelle liegt mehr als 200 Meter südlich von Krater Last und somit außerhalb des Bildes. Die selenografischen Koordinaten der Landestelle lauten: 26,13224° Nord und 3,63400° Ost
In einem Brief von spekuliert Dave darüber, warum er weiter vom Zielpunkt entfernt gelandet ist als Pete Conrad oder Al Shepard. Mehrere Faktoren könnten dabei eine Rolle gespielt haben: das Fehlen hochaufgelöster Fotos vom Landegebiet, dass beim Landeanflug kaum Krater mit Schatten zu sehen waren, die steilere Flugbahn beim Anflug (mit 25 Grad deutlich steiler als die 14 Grad bei den vorangegangenen Missionen), und schließlich noch die für den steileren Sinkflug angepassten Algorithmen des Flugleitsystems.
Mitchell: Ich weiß genau, wovon du redest, Dave.
Scott: (lachend) Okay, danke. Vermutlich kannst du es den Leuten dort besser erklären als ich.
Scott: Ed Mitchell für diesen Teil der Mission dabeizuhaben, war gut. Er ist nicht nur generell sehr kompetent, sondern hatte auch kürzlich bei Apollo 14 eigene Erfahrungen gesammelt. Mit jemandem zu sprechen, der das schon hinter sich hat, gab uns enorme Sicherheit. Dabei kommt es auf die Feinheiten an. Für mich – und ich glaube für Jim ebenso – spielte es eine Rolle, ob derjenige am anderen Ende der Leitung diese Erfahrung bereits gemacht hat. Man verlässt sich viel eher auf die Informationen, als bei jemandem, dem die Erfahrungen fehlen. Wenn Ed etwas sagte, konnte man es einfach nehmen. Bei allen anderen, die sicher auch gute Ratschläge und Hinweise gaben, hat man doch erst kurz überlegt. Daher die Bemerkungen zwischen Ed Mitchell und mir. Er hatte es schon hinter sich und ich wusste, dass er wusste, was ich meine. Sehr angenehm. War ein guter Plan, jemanden wie ihn für diesen Teil der Mission heranzuziehen.
Jones: Nach meinem Eindruck war Ed so gut wie jemand, der auf der rechten Seite mitgeflogen ist.
Scott: Auf jeden Fall. Ed ist ein prima Kerl. Äußerst kompetent, sehr schnell und er kann sich gut auf eine Situation einstellen. Ich bin wirklich froh gewesen, dass wir ihn bei diesem Abschnitt dabeihatten. Das gilt ebenso für Joe Allen bei allem, was auf der Oberfläche passierte. Je besser man sich fühlt, umso besser läuft es bei der Arbeit. Wenn derjenige, der sich dort unten um alles kümmern soll, fähig ist und Erfahrung hat, fühlt man sich viel sicherer bei dem, was man tut. Dann kann man sich auch auf andere Sachen konzentrieren. Gibt es irgendwo Unsicherheiten, kalkuliert man automatisch mehr Spielraum ein. Aber mit einem Ed Mitchell als Sicherheitsfaktor ist weniger Spielraum notwendig. Durch die gegenseitige Abstimmung funktioniert alles reibungslos. Darum war es wirklich eine gute Idee, die Stelle mit Ed zu besetzen. Wer immer sie hatte – wahrscheinlich Deke (Slayton) – und wir haben zu den CAPCOMsCAPCOMSpacecraft (Capsule) Communicator nur noch Ja oder Nein gesagt. Ich bin damit sehr zufrieden gewesen. Der Bursche ist gut, war schon dort und man kann mit ihm reden, ohne viele Worte machen zu müssen. Das hier ist so eine Stelle, bei der wir viel sagen, aber nicht viel sprechen. Wir verstehen uns einfach: Erklär du es, Ed. Du warst schon hier und kannst es den Leuten veranschaulichen. Gute Sache.
Mitchell: Dick (Gordon, Kommandant der Ersatzmannschaft) möchte wissen, wo Krater Falcon liegt, falls ihr ihn sehen könnt.
Scott: Ich glaube, wir stehen drin.
Mitchell: (Lachen im Hintergrund) Das dachten wir uns.
Scott: Sehr viele Anspielungen in diesem Dialog – und ich kann mich nicht mehr an jede erinnern. Wir haben alle so lange und eng zusammengearbeitet, nach einer Weile muss man einfach etwas Spaß und Leben in die Sache bringen, damit es interessant bleibt. Und wir beide, Dick und ich, haben schon bei Apollo 8, Apollo 9 und Apollo 12 zusammengearbeitet, das ist sehr viel Zeit. In diesen Bemerkungen gibt es jede Menge versteckt Hinweise für Eingeweihte, von denen die Leute im Kontrollzentrum keine Ahnung hatten. Bei Krater Falcon muss ich erst nachdenken. Manche dieser Anspielungen sind nicht ganz jugendfrei. An speziell diese kann ich mich gerade nicht erinnern.
Scott: Als vorläufige Antwort würde ich Folgendes sagen. Wir wollten einem Krater den Namen Falcon geben. Und wir verabredeten wohl, es sollte der Krater sein, in dem wir landen. Per Definition wäre das dann Krater Falcon.
Mitchell: Endeavour, Houston.
Worden: Houston, Endeavour. Bitte kommen.
Mitchell: Verstanden. Ich habe die Kamera-PADsPAD oder PadPreliminary Advisory Data für dich.
Worden: Okay, bitte warten. (lange Pause) Okay, Houston, Endeavour. Kommen.
Mitchell: Verstanden, Endeavour. Das Messkamera-PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data für Rev-15REV oder RevRevolution: T-Start ○ T-Stopp . (Pause) Und dein Kamera-PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data …
Worden: Verstanden, Houston …
Mitchell: … (korrigiert sich) Panoramakamera-PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data ist gleich.
Worden: Okay, Houston. Verstehe, die PADsPAD oder PadPreliminary Advisory Data für Messkamera und Panoramakamera (beide im SIMSIMScientific Instrument Module) sind gleich: T-Start und T-Stopp .
Mitchell: Korrekt. Dein Kamera … (korrigiert sich) Messkamera-PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data für Rev-16REV oder RevRevolution: … (bekommt eine Anweisung vom Flugleiter) Endeavour, Houston. Gib uns P-00P-00Program Zero-Zero (AGC Idling) und Akzeptieren. Dann laden wir hoch, während wir sprechen.
Worden: Okay. Ihr habt Akzeptieren, und ich bin gerade mitten in einem Manöver.
Mitchell: Okay. Dann lass ihn (den Computer) in P-20P-20Program 20 (Universal Tracking).
Worden: Okay.
Mitchell: Und T-Start …
Worden: Weiter mit (dem PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data für) Rev-16REV oder RevRevolution.
Mitchell: Verstanden. T-Start ○ T-Stopp .
Worden: Verstanden. T-Start ○ T-Stopp .
Mitchell: Alles richtig, Al. (lange Pause) Endeavour, Houston. Wenn du für uns die Eingabe-Taste (ENTRENTREnter (DSKY-Taste)) drückst, können wir hochladen.
Worden: Okay. (lange Pause)
Der PAOPAOPublic Affairs Officer im MOCRMOCRMission Operations Control Room teilt mit, dass Dave nach vorläufigen Berechnungen etwa 1900 Fuß (579 m) südlich der geplanten Stelle gelandet ist. Diese Position wurde durch die Auswertung der Leitsystemdaten ermittelt. In Wirklichkeit steht das LMLMLunar Module 535 Meter nordnordwestlich des Zielpunktes. Das zeigen die Karten von Phillip Stooke (u. a. Abbildung 223b), für die LROCLROCLunar Reconnaissance Orbiter Camera-Aufnahmen verwendet wurden.
Irwin: Houston. Seht ihr die Werte der AGSAGSAbort Guidance System CALCALCalibration?
Mitchell: Bestätigt, Falcon.
Mitchell: Endeavour, Houston. Der Computer gehört dir.
Worden: Verstanden, Houston. (Pause)
Mitchell: Endeavour und Falcon, Houston. Könnte ich kurz mit euch sprechen? (Pause)
Worden: Houston, hier ist Endeavour. Bitte kommen. (Pause)
Mitchell: Und Falcon, Houston. (Pause)
Scott: Bitte kommen, Houston. Hier ist Basis Hadley.
Scott: Sie sehen, unser Rufzeichen ist ein anderes, statt Falcon jetzt Basis Hadley. Weil sich die Situation geändert hat. Es war ausgemacht, wenn wir auf der Mondoberfläche stehen, ist es kein Fluggerät mehr, nicht mehr Falcon. Es ist zur Basis Hadley geworden. Und später fliegen wir dann wieder damit. Vermutlich haben Sie mit anderen schon über die verschiedenen Aufgaben der Landefähre gesprochen. Eine unglaublich vielseitige Maschine, die den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht wurde. Was höchst erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung mit einem weißen Blatt Papier begann. Jetzt ist sie unser zu Hause, ein Labor und vieles mehr: die Umkleidekabine, das Esszimmer, Schlafzimmer, ein Aussichtsturm, Kommunikationszentrum, Datenverarbeitungszentrum und ein Fluggerät. Wenn man sich alles mal in Ruhe betrachtet, dann war das LMLMLunar Module eine verdammt ausgeklügelte Konstruktion!
Mitchell: Okay, Leute. Der Präsident übermittelt durch Dr. Fletcher (NASANASANational Aeronautics and Space Administration-Administrator) seine Grüße. Ich lese vor:
Der Präsident gratuliert allen Mitarbeitern der Flugüberwachung und den Astronauten von Apollo 15 zur erfolgreichen Landung und wünscht alles Gute für den weiteren Verlauf der Mission.
Scott: Verstanden, Houston. Danke. Wir danken …
Worden: Houston, hier ist Endeavour. Vielen Dank.
Scott: … dem Präsidenten und euch ebenso, für die großartige Unterstützung.
Mitchell: Verstanden. (Pause)
Scott: Und, Houston, hier ist Basis Hadley. Sagt den Geologen im Nebenraum, sie sollen sich bereit machen machen. Wir haben hier wirklich einiges.
Mitchell: Welche Gruppe im Nebenraum?
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Die Mitarbeiter in der Flugüberwachungszentrale (MOCRMOCRMission Operations Control Room) wurden von Experten unterstützt, die verteilt in verschiedenen Räumen im Raumfahrtzentrum (JSCJSC(Lyndon B.) Johnson Space Center) oder außerhalb in den Einrichtungen der Vertragspartner saßen. Die Gruppe für wissenschaftliche Unterstützung belegte ebenfalls einen der sogenannten Nebenräume, den SORSORScience Operations Room. Da sich das Journal der Monderkundung auf die EVAsEVAExtravehicular Activity konzentriert, ist immer der SORSORScience Operations Room gemeint, wenn vom Nebenraum gesprochen wird. Daves Bemerkung bei deutet an, dass er ebenfalls die Gruppe der Wissenschaftler meinte.
Jones: Meint Ed hier eventuell zwei Lager, die unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was Sie sehen werden?
Scott: Nein, glaube ich nicht. Die Geologen im Nebenraum waren angesprochen. Ich weiß nicht, was Ed gemeint hat. Aber ich meinte Silver, Swann, Muehlberger, Schmitt und alle anderen, die schon gespannt waren wie Flitzbögen. Bei Apollo 12 bin ich im Nebenraum gewesen. Ich weiß, was da los ist. Ich bin zwar auf dem Mond, weiß aber ziemlich genau, was im Kontrollzentrum passiert. Dieses Wissen und die Informationen helfen uns bei der Arbeit, und, wie ich meine, lassen uns aufmerksamer darauf achten, was wir tun. Wir sprechen nicht nur aufs Band. Gordon Swann ist unser PIPIPrincipal Investigator für Geologie und ich spreche mit ihm so wie hier mit Ihnen, als ob wir am selben Tisch sitzen. Wenn ich bestimmte Oberflächenmerkmale beschreibe, ist mir völlig klar, was er sich beim Zuhören ansieht. So kann ich seine Fragen vorausahnen. Diese Zusammenarbeit hat sich über die vielen Monate und Jahre entwickelt. Man versteht sich fast blind, denken Sie an professionellen Basketball. Magic Johnson muss nicht sagen, wohin er den Ball wirft. Und Byron Scott oder James Worthy bekommen ihn trotzdem. Bei uns dasselbe. Wenn sich diese Zusammenarbeit etabliert hat, braucht keiner mehr zu schauen, wohin der Ball gespielt werden muss. Dann ist es ein blind geworfener Pass. Der andere fängt und macht zwei Punkte. Wenn wir also von den Geologen im Nebenraum sprechen, mit eben diesen Leuten haben wir sehr lange und intensiv, auch im Feld, gearbeitet. Wir wussten, worauf sie aus waren.
In der Zwischenzeit haben Dave und Jim laut SUR 1-2 einige Schalter gestellt (Paneel 8/Paneel 12) sowie die Fensterblenden hochgerollt, um ihre Kabine abzudunkeln. Als Nächstes werden verschiedene Sterne angepeilt. Damit überprüfen sie die Ausrichtung der Trägheitsplattform, der raumfesten Referenz für das PGNSPGNSPrimary Guidance and Navigation System. Zuvor wurden allerdings noch die Sicherungsschalter entsprechend SUR 1-3 (Paneel 11) und SUR 1-4 (Paneel 16) konfiguriert.
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Worden: Okay, Ed. Wenn ihr die Stellwinkel für die Kreisel habt, dann drehe ich sie bei der vollen Minute.
Mitchell: Verstanden. (Die Winkel) Sind notiert.
Worden: Okay, Houston, Endeavour. Ich warte noch bis zur vollen Minute
Mitchell: Verstanden. Zur vollen Minute. (Pause) Falcon, Houston. Wartet bitte mit euren Sternen (für die Peilung). Wir geben euch neue.
Scott: Okay. Wir hören.
Weil das LMLMLunar Module schräg steht, eignen sich die Sterne auf SUR 1-5 nicht für die Plattformausrichtung.
Scott: Wie Sie wissen, gab es 36 Sterne, die wir für die Navigation kennen mussten. Bei Apollo 9 haben wir intensiv mit diesen Sternen gearbeitet. Ich war an der Entwicklung der G&NG&NGuidance and Navigation beteiligt, daher gehörten der Sextant und die Liste der Sterne bereits vorher (im Gemini‑Programm) zu meinem Verantwortungsbereich. Als wir dann für Apollo 9 trainierten und schließlich festlegten, was genau zu tun war, sollte eine der Hauptaufgaben ein gründlicher Test der Leitsystemsteuerung und Navigation sein. Denn bei diesem Flug wollten wir das System zum ersten Mal ausschalten. Bei allen bisherigen Flügen ist es die ganze Zeit gelaufen, bei Apollo 9 schien es uns so weit ausgereift, dass man es abschalten konnte. Allerdings musste die Trägheitsplattform nach dem Einschalten wieder auf die Sterne ausgerichtet werden und als Pilot des Kommandomoduls (CMPCMPCommand Module Pilot) war das meine Aufgabe.
Als ich mit Neil (für Gemini VIII) trainierte und wir übers Land flogen, schauten wir in den Himmel, um unsere Sterne zu bestimmten. Von der südlichen Hemisphäre ist zwar nicht viel zu sehen gewesen, doch dafür sind wir im Planetarium gewesen. Wir suchten jeweils einen entfernten (lichtschwächeren) Stern und fragten den anderen nach der entsprechenden Konstellation ab. So lernt man, was für die Plattformausrichtung zu wissen ist. Es geht viel schneller, wenn man seine Sterne draufhat. Wenn Sie schnell und sicher Ihren Stern finden, dann ist auch die Plattform schnell ausgerichtet. Jedenfalls schneller, als wenn Sie erst in der Karte nach Stern 122 suchen und herausfinden müssen, wo er hingehört. Das dauert zu lange. Man muss die Sterne kennen.
Wir hatten 36 Sterne, am Anfang waren es aber nur 33 mit einem bekannten Namen. Dann waren es plötzlich 36 benannte Sterne. Die drei, die bis dahin keinen Namen hatten, hießen Navi, Dnoces und Regor. Wenn Sie sich die Liste der Sterne ansehen, stehen dort viele Namen, die Sie kennen. Und dann diese drei.
Dass die drei Sterne bis dahin keinen Namen hatten
, ist nicht ganz korrekt. Tatsächlich waren sie schon lange von Astronomen benannt:
Dave Scott will damit sagen, dass Gamma Cassiopeiae keinen traditionellen arabischen oder europäischen Namen hat und die arabischen Bezeichnungen Talitha (Dnoces) und Suhail (Regor) nicht so geläufig sind wie beispielsweise Polaris, Beteigeuze oder Arcturus usw. Siehe auch den Artikel Dnoces, Navi, and Regor von E. C. Krupp im Magazin Sky & Telescope (Ausgabe , S. 63 ff.).
Scott: Und wissen Sie, woher die Namen kommen? Halten Sie das fest: Virgil Ivan Grissom, Edward H. White II und Roger Chaffee. Ich hoffe, sie bleiben im Katalog.
Falls jemandem nicht aufgefallen ist, was die Namen der Sterne mit den Namen der im Feuer umgekommenen Besatzung von Apollo 1 zu tun haben: Ivan rückwärts gelesen ergibt Navi, Dnoces kommt von Second (der Zweite in Edward H. White II) und Regor von Roger.
Bei unserem Gespräch über die Mission von Apollo 15 Anfang der 90er-Jahre erinnerte sich Scott, dass die Sterne einige Zeit nach dem Feuer bei Apollo 1 (am ) so benannt wurden. In einer späteren E-Mail schreibt er : Diese drei Apollo-Navigationssterne, Navi, Dnoces und Regor, wurden im Frühjahr benannt, als die Ersatzmannschaft von Apollo 1 bei Dr. Clarence Cleminshaw, Direktor des Griffith Planetariums, eine Schulung in Astronomie bekam. Aus Bewunderung, Respekt und zum Gedenken an drei außergewöhnliche Menschen, die für die Erforschung des Mondes alles gegeben haben.
Die E-Mail hatte im Anhang ein Memo vom , das die Benennung der Sterne zum Thema hat.
Wally Schirra und Koautor Richard N. Billings veröffentlichten ein Buch mit dem Titel Schirra’s Space. hauptsächlich ist es eine Sammlung persönlicher Geschichten über Schirra’s Karriere als Marineflieger und als Astronaut in Mercury- Gemini- und Apollo-Raumschiffen. In einer davon soll Gus Grissom angeblich erzählt haben, er hätte mit Tony Jenzano, Direktor des Morehead Planetariums, gemeinsame Sache gemacht und drei Sterne nach sich selbst und seinen beiden Besatzungskollegen von Apollo 1 benannt, ein kleiner versteckter Scherz
. So beschreibt es der Artikel von E.C. Krupp in Sky & Telescope.
Später im bekam ich Kontakt zu Tony Jenzano, der mir Folgendes mitteilte: Mit der Umbenennung der Sterne (Navi, Dnoces und Regor) hatte ich nichts zu tun. Die Apollo‑1‑Tragödie war noch nicht so lange her, als ich von der NASANASANational Aeronautics and Space Administration einige Sternkarten zum Durchsehen und Redigieren bekam. Dabei sind mir drei falsch bezeichnete Sterne aufgefallen, worauf ich in meinem Bericht an die Verantwortlichen hinwies. Ich machte mir nicht die Mühe herauszufinden, wieso die Sterne falsch benannt waren. Mehrere Jahre später traf ich einen der ersten Mercury-Astronauten, Wally Schirra, bei einer Konferenz und dort kamen die umbenannten Sterne zur Sprache, als ein versteckter Scherz, den Gus Grissom sich erlaubt hat. Wieder zu Hause fand ich den erwähnten Brief an die NASANASANational Aeronautics and Space Administration in meinen Unterlagen und schickte eine Kopie an Mr. Schirra. Im Begleitschreiben räumte ich ein, damals offensichtlich etwas ausgeplaudert zu haben, wenn auch unabsichtlich. Hätte ich davon gewusst, hätte ich
den Scherz gewiss für mich behalten
. Nur um zu sehen, wie weit es geht.
Ein wesentliches Ziel des ALSJALSJApollo Lunar Surface Journal, seiner Herausgeber und aller Mitarbeiter weltweit ist eine korrekte Darstellung der Fakten. In seinem Memo vom erklärt Dave Scott ausführlich, wie Navi, Dnoces und Regor ihre Namen bekommen haben. Im fand ich beim Durchsuchen des Internet-Archivs (The Wayback Machine) die älteste verfügbare Version des ALSJALSJApollo Lunar Surface Journal vom . Die Arbeit für das Journal , als die ersten Gespräche mit Jack Schmitt stattfanden. Über die inzwischen vergangenen drei Jahrzehnte waren Dave Scotts Beitrag und seine Bereitschaft, Fragen zu beantworten, von unschätzbarem Wert. Die Ausführlichkeit in seinem Memo zu den Apollo‑1‑Sternen belegt, wie wichtig ihm die korrekte Darstellung der Fakten
ist. Wir bedanken uns für seine Beharrlichkeit und Geduld.
Mitchell: Okay. Als erstes Paar haben wir Stern 3 (Navi) in Stellung 3 und Stern 12 (Rigel) in Stellung 6. Als zweites Paar …
Scott: 3 in Stellung 3 und 12 in Stellung 6.
Stern 3 ist Gamma Cassiopeiae (Navi) im Sternbild Kassiopeia und Stern 12 ist Beta Orionis (Rigel) im Sternbild Orion.
Mitchell: Das ist richtig. Als zweites Paar haben wir Stern 61 – das ist Epsilon Orionis (Alnilam) – in Stellung 6. Dann das Noun 88: plus 1︱0︱9︱7︱5 · plus 9︱9︱3︱7︱3 · minus 0︱2︱1︱2︱7. Der zweite ist Stern 122 – Schedir (Alpha Cassiopeiae) – in Stellung 3. Noun 88: plus 5︱4︱5︱6︱6 · plus 0︱9︱3︱5︱3 · plus 8︱3︱2︱7︱7. (Pause) Und bevor ihr nachfragt, andere Navigationssternpaare gibt es offenbar nicht.
Irwin: Okay, Ed. Verstehe. Für das erste P-57P-57Program 57 (Lunar Surface Align) sind es 3 in Stellung 3 und 12 in Stellung 6. Das zweite Paar ist dann Stern 61 in Stellung 6, die Angaben für Noun 88 sind plus 1︱0︱9︱7︱5 · plus 9︱9︱3︱7︱3 · minus 0︱2︱1︱2︱7, und Stern 122 in Stellung 3, plus 5︱4︱5︱6︱6 · plus 0︱9︱3︱5︱3 · plus 8︱3︱2︱7︱7.
Mitchell: Alles korrekt, Jim. (lange Pause)
Jones: Unter anderem hat Ed hier die Koordinaten der Sterne durchgegeben, die Sie mit dem AOTAOTAlignment Optical Telescope anpeilen werden. Sie stellen fest, ob sie dort sind, wo sie sein sollen und justieren die Trägheitsplattform entsprechend nach.
Scott: Ja. Oder sie richten das AOTAOTAlignment Optical Telescope mithilfe des Computers darauf aus. Sie geben das in den Computer ein, richten so die Plattform anhand der Sterne aus und könnten losfliegen. Danach haben wir alles runtergefahren und erst für den Start wieder eingeschaltet. Warten Sie kurz. Es gab noch mehr, was man damit machen konnte. Das AOTAOTAlignment Optical Telescope war nicht annähernd so leistungsfähig wie Sextant und Suchfernrohr im Kommandomodul, aber trotzdem gut zu gebrauchen. Das Konzept mit Spirale und Fadenkreuz ist ziemlich raffiniert gewesen. Kaum bewegliche Teile, und man konnte sehr viel damit machen. Ich glaube, da war noch etwas im Zusammenhang mit dem Rendezvous, kann mich aber gerade nicht erinnern.
Laut SUR 1-5 führen sie die Plattformausrichtung zweimal durch, beim zweiten Mal mit einem anderen Paar Sterne. Für das erste Paar (Stern 3 [Navi]/Stern 12 [Rigel]) musste Ed keine Koordinaten durchgeben, weil sie bereits im Computer gespeichert waren.
Jones: Das AOTAOTAlignment Optical Telescope befindet sich über den mittleren Schalter- und Instrumentenpaneelen zwischen Ihnen. Warum dort?
Scott: Damit wir beide ohne Probleme herankamen.
Jones: Ganz klar, wenn Sie beide Ihr PLSSPLSSPortable Life Support System auf dem Rücken hatten, mussten Sie Ihre Bewegungen gut koordinieren. Ohne den Tornister, den Anzug nicht unter Druck und nur die Schläuche angeschlossen gab es aber etwas Ellbogenfreiheit.
Scott: Ja. Man hatte einigermaßen Platz, verglichen mit einem Jagdflugzeug. Man musste nirgendwo hin. Ich meine, die Schalter, die Paneele, alles in Reichweite. Solange Sie also dort standen und beschäftigt waren, ging es. Trotzdem, in der Kabine war es eng und was wir alles darin machen mussten, ist kaum zu glauben. Vor allem aus heutiger Sicht, wenn man die Großraumflugzeuge betrachtet.
Jones: War Stehen bei 1/6 g weniger anstrengend?
Scott: Sicher. Ich kann mich nicht erinnern, ob wir zu dem Zeitpunkt das Haltesystem noch eingehakt hatten oder nicht. Ich weiß nicht mehr, wann wir die Kabel ausgehakt haben. Sie hielten einen am Boden. Vermutlich ist mir die geringe Schwerkraft gar nicht so bewusst gewesen. Wir waren beschäftigt. Da blendet man alles andere aus.
Jones: Aber Sie konnten bei 1/6 g lange stehen, ohne es zu merken.
Scott: Darüber habe ich nie nachgedacht. Man konnte auch bei 1 g lange stehen, ohne es zu merken. Wir haben stundenlang in den Simulatoren gestanden.
Jones: Hängt sicher auch davon ab, wie beschäftigt man ist.
Scott: Es war kein wesentlicher Unterschied.
Der Flugleiter in Houston wird informiert, dass der Druck in den Treibstofftanks jeweils unter den Dampfdruck gefallen ist. Darum sollen die Entlüftungsventile geschlossen werden. So wird verhindert, dass die Landestufe sich durch Verdampfung noch weiter abkühlt.
Mitchell: Falcon, Houston. Die Entlüftung ist abgeschlossen. Ihr könnt es beenden.
Scott: Verstanden. Danke. (Paneel 8)
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Ed Mitchell erinnert den Flugleiter daran, dass das Kommandomodul bald hinter dem Mond verschwindet. Ed möchte wissen, ob vor LOSLOSLoss of Signal noch etwas beendet oder erledigt werden muss. Der Flugleiter fragt alle Stationen ab und stellt fest, es gibt nichts zu tun.
Mitchell: Endeavour, Houston. bis LOSLOSLoss of Signal. Hier unten sieht alles gut aus bei dir. (lange Pause) Endeavour, Houston. bis LOSLOSLoss of Signal. Kannst du uns hören?
Worden: Houston, Endeavour. Verstanden.
Mitchell: Und von hier unten aus ist alles in Ordnung bei dir. Wir sehen dich auf der anderen Seite.
Worden: Okay, Ed.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Dave und Jim sind mit dem ersten Satz Peilungen fertig.
Mitchell: Falcon, wir sehen euer Noun 93.
Scott: Okay. Wir drehen sie bei
Mitchell: Bitte warten.
Scott: Wir warten.
Mitchell: Okay. Ihr könnt fortfahren (die Taste PROPROProceed betätigen) und sie (die Plattform) bewegen.
Scott: Läuft. (Pause) Okay, Houston. Wir erwarten die RLSRLSReference Landing Site.
Mitchell: Bitte warten.
Scott: Okay. (Pause)
Mitchell: Okay. Diese (Stellwinkel) verwerfen wir, Dave
Scott: In Ordnung, Verwerfen.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Die Stellwinkel haben sich aus dem Anpeilen der ersten beiden Sterne ergeben und bestimmen die neue Plattformausrichtung. In Houston ist man der Meinung, diese Winkel sind unbrauchbar. Dave und Jim peilen jetzt das zweite Paar Sterne an (Stern 61 [Alnilam]/Stern 122 [Schedir]).
Der Flugleiter in Houston wir darauf hingewiesen, dass Dave und Jim die letzte Ziffer für das Noun 88 falsch in den Computer eingegeben haben. Ed Mitchell sagt, der Irrtum fällt spätestens dann auf, wenn die Zahlen wieder geladen werden.
Mitchell: Falcon, Houston. Wenn ihr wieder bei Noun 88 seid, wartet bitte einen einen Augenblick.
Scott: Okay, Houston. Ich habe den Namen des Sterns nicht mitbekommen. Wie wäre es mit Castor oder Pollux oder Beteigeuze oder einem in der Art?
Mitchell: Okay, warte kurz. Ich sage dir, welcher es ist. Wir denken, es ist der mittlere Gürtelstern (im Sternbild Orion), Dave.
Scott: Welcher, Jim?
Scott: Alnilam (Epsilon Orionis)! Alnilam! Klar, den haben wir.
Mitchell: Genau. Der mittlere Stern.
Scott: Natürlich, der gute (spielt mit den Silben) Aludiman!
Mitchell: Richtig. (Pause)
Scott: Schön, die alten Freunde zu sehen. (Pause)
Scott: Dazu gibt es eine Geschichte, ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern. Aber natürlich kannten wir den Stern (meint Alnilam). Die Namen der Sterne sagen einem viel mehr als die Nummern. Ich weiß noch, es gab einen Navigationsstern in der Nähe des Großen Wagen. Der Name fällt mir gerade nicht ein. Aber einer der Sterne im Großen Wagen liegt dicht bei einem unserer Navigationssterne, der zur Zeit als die Pyramiden gebaut wurden, der Nordstern gewesen ist. Jetzt ist er das nicht mehr. Viele wissen nicht, dass der Sternhimmel sich mit der Zeit ändert und die Sterne heute anders stehen als zur Zeit der Pyramiden. Es war interessant, sich mit diesen Grundprinzipien vertraut zu machen. So lernt man den Himmel besser kennen und darum auch der Kommentar:
Schön, die alten Freunde zu sehen.
Kennt man den Sternhimmel erst einmal gut genug, schaut man hoch und kann sich gleich orientieren. Die Sternbilder machen es noch einfacher. Da haben wir den Arabern (von denen die meisten der heute bekannten Namen stammen) einiges zu verdanken.
Ron Wells merkt an, zur Zeit des Pyramidenbaus war Thuban (Alpha Draconis) der Polarstern.
Scott: Zwischen Apollo 1 und Apollo 9 sind wir in LA gewesen und verbrachten viel Zeit im (Griffith) Planetarium. Dort haben wir uns die Sterne eingeprägt und Geschichten erfunden, um sie sich besser merken zu können. Eigentlich sollte es Arbeit sein, nicht wahr? Man sitzt den ganzen Tag im Planetarium, zurückgelehnt in seinem Sessel, und hört jemandem zu … Wie hieß er noch mal? Dr. Clarence Cleminshaw leitete das Planetarium. Ein ausgezeichneter Lehrer. Wir gingen die Sterne durch und er hat uns die Geschichten erzählt, Sternenkarten erklärt und all das. Es gehörte zu den angenehmeren Aufgaben.
Scott: Okay, Houston. Den können wir nehmen, aber wir haben keine Noun-88-Angaben dafür.
Mitchell: Doch, habt ihr. Wir haben sie euch vorhin () gegeben, Dave.
Scott: Okay, wir versuchen es noch mal. (lange Pause)
Scott: Houston, könnt ihr uns die Noun-88-Angaben bitte noch einmal durchgeben?
Mitchell: Verstanden. Plus 1︱0︱9︱7︱5. (Pause)
Scott: Weiter.
Mitchell: Plus 9︱9︱3︱7︱3. (Pause)
Scott: Weiter.
Mitchell: Minus 0︱2︱1︱2︱7.
Scott: Okay, genau das haben wir gerade eingegeben. Mal sehen, wo uns das hinbringt.
Mitchell: Wir sehen es … Wir sehen im letzten Register (R-3R-1, R-2 und R-3Register) ein minus 0︱2︱1︱2︱4.
Scott: Ja, ist gerundet.
Mitchell: Alles klar.
Scott: Hier lade ich die Koordinaten in den Computer, um das AOTAOTAlignment Optical Telescope auf den Stern auszurichten. Dann sieht man durch die Optik den Stern und weiß, alles ist dort, wo es sein soll. Vielleicht bemerken Sie die kleine Abweichung vom normalen Ablauf? Er gibt mir die Angaben und ich wiederhole sie nicht. Statt sie aufzuschreiben, habe ich sie direkt in den Computer eingegeben.
Jones: Und im Kontrollzentrum hat man gesehen, was in den Registern (R-1, R-2 und R-3R-1, R-2 und R-3Register) stand.
Scott: Richtig. Darum hat er sich gemeldet:
Hey, wir sehen eine andere Zahl.
Aber der Computer hat die letzten fünf Ziffern nur intern gerundet. Dann wird das AOTAOTAlignment Optical Telescope zum Stern gedreht. Wenn Spirale und Fadenkreuz auf dem Stern liegen, weiß der Computer, wo er ist. Und alle wissen Bescheid.
Jones: Bis zu welchen Grad entsprach das G&NG&NGuidance and Navigation-System zu dieser Zeit dem Stand der Technik?
Scott: Es war der Stand der Technik. Das hängt davon ab, was man unter Stand der Technik versteht, welchen Platz das jeweilige System in der allgemeinen technologischen Entwicklung hat. Oft wird auch vom Stand der Praxis gesprochen, der nach dem Stand der Technik kommt. Bezogen auf die technologische Entwicklung damals war es ein sehr spezielles System, wenn auch basierend auf dem Leitsystem der Polaris (Mittelstreckenrakete). Das war die Grundlage. Dann musste einiges an Entwicklungsarbeit geleistet werden, um die IMUIMUInertial Measurement Unit – die Trägheitsplattform – der Polaris in die Apollo‑Raumschiffe zu integrieren und irgendwie die Navigation nach Sternen zu ermöglichen. Dafür hat man sich Sextant und Suchfernrohr für das Kommandomodul bzw. das AOTAOTAlignment Optical Telescope im Landemodul ausgedacht. Im LMLMLunar Module gab es keine elektronische Ausrichtung der Optik – auch gar keinen Platz, um die Elektronik unterzubringen. Darum brauchte man etwas anderes, das nicht mechanisch angetrieben wurde wie Sextant und Fernrohr. Man sah einen kleineren Ausschnitt des Himmels, aber mehr ist überhaupt nicht nötig gewesen, denn wir standen fest auf der Mondoberfläche. Zu der Zeit entsprach es dem sogenannten Stand der Technik. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, irgendjemand sonst hatte Verwendung für so ein Gerät. Es gab eigentlich keine anderen Anwendungsmöglichkeiten. Der Apollo‑Leitsystemcomputer (AGCAGCApollo Guidance Computer) ist ebenso einzigartig gewesen, mit einem sehr kleinen löschbaren Speicher. Das hatte Gründe. Einer davon war die Zuverlässigkeit. Dann der festverdrahtete Nur-Lese-Speicher, den man vor dem Flug nicht mehr ändern konnte, in meinen Augen eine ausgezeichnete Idee. Alle wollen immer bis zuletzt noch etwas ändern. Aber genau das verursacht Probleme, wie wir gelernt haben. Änderungen auf den letzten Drücker, unzureichend geprüfte Software, dann läuft irgendetwas nicht wie erwartet. Zu seiner Zeit war es Spitzentechnologie.
Scott: Und … Werfen wir einen Blick auf Noun 79. Das ist nicht mal in der Nähe.
Mitchell: Okay. (Pause) Dave, wir hatten Stellung 6 dafür angegeben, aber der Computer gibt dir Stellung 5.
Scott: Hätte ich sehen müssen, Ed. Entschuldigung. (Pause)
Scott: Mit einem Knopf an der Seite des Teleskops drehte man die Optik in die entsprechende Stellung.
Jones: Es war also rein mechanisch, die Optik wurde nicht vom Computer bewegt.
Scott: Jede der sechs Stellungen hatte ein 60 Grad-Blickfeld und zeigte einen anderen Bereich des Himmels über dem LMLMLunar Module. Die Stellung an sich war eingerastet, also unbeweglich. Nur Spirale und Fadenkreuz ließen sich drehen. Die Sterne im Blickfeld einer bestimmten Stellung wurden für den Computer eindeutig nummeriert.
Mitchell: Okay, Dave. Die Spirale sollte auf 3︱30 (330 Grad) und das Fadenkreuz auf 1︱48 (148 Grad) stehen, wenn das hilft.
Scott: Passt. (Blick durch das AOT)
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Passt
bedeutet hier, dass die Einstellungen für Spirale und Fadenkreuz, die Ed gerade durchgesagt hat, genau dem entsprechen, was Dave im AOTAOTAlignment Optical Telescope sieht.
Audiodatei (, MP3-Format, 1,6 MB) Beginnt bei .
Mitchell: Falcon, Houston.
Scott: Kommen.
Mitchell: Falls ihr etwas Hilfe gebrauchen könnt beim nächsten Stern, er gehört zum Sternbild Kassiopeia, und unser Vorschlag ist Stellung 3. Die Spirale müsste auf 1︱81 (181 Grad) stehen und das Fadenkreuz auf 23 (23 Grad). Und er sollte gleich links neben Navi sein, der helle Stern links von Navi.
Scott: Okay.
Mitchell: Und die Angaben für Noun 88 geben wir dir, wenn du ihn hast.
Scott: Ah ja, Schedir. Alles klar.
Mitchell: Richtig.
Scott: Okay. (Pause) Okay, zurück auf Anfang, Ed. (lange Pause)
Bei haben Dave und Jim von Ed Mitchell die Informationen zu den Sternen bekommen, die für das Ausrichten der Trägheitsplattform verwendet werden sollen. Nachdem alles notiert wurde, vermutlich in der Checkliste selbst, begannen sie entsprechend SUR 1-5 mit den Peilungen. Wegen des Fehlers in der Stellung des AOTAOTAlignment Optical Telescope beginnt Dave noch einmal von vorn.
Mitchell: Okay, Falcon, Houston. Wir haben gesehen, dass ihr zurückgestellt habt. Wir müssen den ersten Stern noch mal anpeilen.
Scott: Ja, verstanden, Ed. Ich habe das gemacht, weil wir für Noun 79 etwas in den löschbaren Speicher laden müssen.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Bei allen bemannten Apollo‑Missionen kamen die Leitsystemcomputer (AGCAGCApollo Guidance Computer) Modell Block II zum Einsatz, entworfen vom MITMITMassachusetts Institute of Technology. Aus Tabelle 10 in Journey to the Moon: The history of the Apollo Guidance Computer von Eldon Hall geht hervor, dass der Computer über 36.864 Datenworte im Festwertspeicher (ROMROMRead-Only Memory) und 2.048 Datenworte im Direktzugriffsspeicher (RAMRAMRandom-Access Memory) verfügte. Noun 79 beanspruchte Platz im Direktzugriffsspeicher und ermöglichte den Astronauten, neue Werte in den Computer zu laden.
Scott: Okay, Houston. Scheint, als ob das Programm nicht exakt so läuft, wie es soll.
Mitchell: Welche Schwierigkeiten hast du, Dave? Hier sieht alles gut aus.
Scott: (etwas ungläubig) Okay, wir versuchen es. Wir sind hier allerdings in einer Schleife, in der Stellung 6 nachher nicht akzeptiert wird, glaube ich. Aber wir machen weiter.
Mitchell: Es wird immer die Erste ausgegeben, die berechnet wird, Dave. (Pause) Ändere es auf (Stellung) 6 und mach weiter.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Mitchell: Okay, Dave. Bereit für den zweiten Satz Angaben zu Noun 69 … (korrigiert sich) Noun 88?
Scott: Ich glaube, wir haben sie schon, wenn es die sind, die du uns (bei ) durchgegeben hast.
Mitchell: Verstanden. Alles bestens, macht weiter. (Pause)
Scott: Okay, Ed. Ich habe Schedir. (Blick durch das AOT)
Mitchell: Sehr gut, Dave.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Der zweite Satz Peilungen ist in Arbeit. Beim nächsten Funkspruch sind sie unten rechts auf SUR 1-5 angekommen.
Scott:Die Ausrichtung (der Trägheitsplattform) war unkompliziert, nachdem wir die Vorgehensweise mit Noun 88 geklärt hatten. … Das neue Verfahren vom MITMITMassachusetts Institute of Technology für P-57P-57Program 57 (Lunar Surface Align) hat sich hervorragend bewährt und spart einiges an Zeit. Wir hatten ein Zeitpolster, basierend auf der alten Methode mit jeweils erst Fadenkreuz und dann Spirale. Aber jetzt läuft es gerade durch. Es spart Zeit und ist eine große Verbesserung für dieses Programm.
Trotz der Unklarheiten brauchten sie für die Ausrichtung der Trägheitsplattform nur eine . Deutlich weniger als bei Apollo 14, wo die Plattformausrichtung an der entsprechenden Stelle eine ganze Stunde gedauert hat.
Scott: Okay, Houston. Hier sind die Stellwinkel.
Mitchell: Verstanden. Bitte warten. (lange Pause) Okay, PROPROProceed.
Scott: Okay, sind drin. (Pause) Und was ist mit der RLSRLSReference Landing Site. Wollt ihr sie (die Aktualisierung) haben?
Mitchell: Negativ, Falcon.
Scott: Verstanden. Negativ.
Mitchell: Okay, Falcon, Houston. Wir müssen das Rendezvousradar anders ausrichten, auf 1︱8︱0 · 2︱7︱0 · 0︱0, damit es nicht zu heiß wird.
Scott: 1︱8︱0 und 2︱7︱0.
Mitchell: Bestätigt. (lange Pause)
Jones: Sie Rendezvousradarantenne am LM-9), damit sich die Antenne nicht zu sehr aufheizt. Das Radar war oben am LMLMLunar Module und Sie haben es in eine Stellung gedreht, in der die Sonne möglichst wenig Angriffsfläche hat. Richtig?
das Rendezvousradar (
Scott: Der Schutz vor extremen Temperaturen war immer wichtig. Auf dem Mond herrschen andere Bedingungen als auf der Erde, daher sind auch andere Maßnahmen erforderlich.
Jones: Es gibt keine Konvektion, die kühlt oder aufwärmt.
Scott: Genau. Hier auf der Erde haben wir eine Atmosphäre, die das gewährleistet. Auch die unterschiedlichen Wärmegrade, die Temperatur. Dort gibt es keinen Schutz vor der Sonne (Wolken oder wärmeabsorbierende Gase in der Atmosphäre). Alles kann ziemlich heiß werden.
Mitchell: Und Falcon, Houston. Sobald ihr das Rendezvousradar geparkt habt, können wir den EMODEMODErasable Memory Octal Dump runterladen.
Scott: Verstanden.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
EMODEMODErasable Memory Octal Dump heißt, sie laden den gesamten Inhalt des temporären Speichers in die Rechner der Flugüberwachung in Houston. Damit beginnt SUR 1-6.
Jones: Konnten sie den kompletten Speicher lesen?
Scott: Sie konnten dasselbe lesen wie wir.
Jones: Sie meinen die Anzeigen.
Scott: Sie hatten dieselben Zahlen wie wir. Als ich sagte:
Hier sind die Stellwinkel
, wurden sie auf meinem DSKYDSKYDisplay and Keyboard angezeigt und gleichzeitig auf dem DSKYDSKYDisplay and Keyboard im Flugüberwachungszentrum (MCCMCCMission Control Center).
Jones: Wenn die Flugüberwachung den kompletten Speicherinhalt sehen wollte, mussten Sie einen E-Dump ausführen.
Scott: Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber sie konnten praktisch alles sehen, was wir sahen. Es war auch kein sehr großer Speicher. Nicht wie in heutigen Computern. 2000 Datenworte im löschbaren (Speicher), die anderen 36.000 Worte waren im Festwertspeicher. Ich weiß nicht, ob schon jemand mit Ihnen darüber gesprochen hat, oder ob es relevant ist. Aber die Bedienung des Apollo-Computers war einzigartig. Interessant ist auch, dass er nirgendwo sonst eingesetzt wurde. Wie Sie wissen, verwendeten die Apollo-Computer Verbs und Nouns, jeweils dargestellt durch zweistellige Zahlen. Auf die Art sprach man mit dem Computer und so antwortete der Computer auch. Wenn man das gelernt hatte, ist es ein großartiges Werkzeug gewesen. Er lieferte Unmengen an Daten, die bei entsprechender Interpretation extrem viele Informationen darüber enthielten, was los war und was der Computer vorhatte. Meiner Meinung nach funktionierte die Kommunikation zwischen Besatzung und Computer ausgezeichnet. Sobald man diese Verbs und Nouns im Kopf hatte, konnte man vom Computer sehr schnell eine Menge Information bekommen und genauso schnell der Automatik mitteilen, was zu tun und wie es zu tun ist. Wohin es gehen soll, welche Manöver und so etwas. Außerdem konnte man auf der Erde alles mitlesen. Auch eine Möglichkeit, mit der Flugüberwachung zu kommunizieren.
Jones: Wie viel hat jemand von solchen Dingen mitbekommen, bevor er einer Ersatzmannschaft zugeteilt wurde? Oder wurde man dann erst damit konfrontiert?
Scott: In der Regel ist man damit erst dann in Berührung gekommen. Ich hatte nur deshalb so viel Erfahrung, weil ich von meinem ersten Tag als Astronaut an daran mitgearbeitet habe. Tatsächlich haben Rusty Schweickart und ich bei Apollo 9 den Jungs vom MITMITMassachusetts Institute of Technology geholfen, ein Programm für das Kommandomodul zu schreiben, nur zwei Tage vor dem Start. Es ging darum, die nachführende Fluglage zu ermöglichen, um die … so was, ich habe vergessen, wie diese Art zu fotografieren genannt wurde. Wir hatten vier Kameras im Kommandomodul von Apollo 9, die am Fenster montiert und direkt auf das Gebiet gerichtet werden sollten, das wir überflogen. Kurz vor dem Start fiel uns auf, es gab keine Möglichkeit, die Kameras permanent so auszurichten, weil für das Raumschiff nur die raumfeste Fluglage vorgesehen war. Also hat man sich beim MITMITMassachusetts Institute of Technology schnell eine kleine Schleife für das Programm ausgedacht, damit wir eine zum Orbit um die Erde synchrone Rotation veranlassen und so die Kameras immer auf die Erde richten konnten. Das war bis dahin für ein Apollo-Kommandomodul nicht vorgesehen, dafür war es nicht gebaut. Im Gegensatz zu heutigen Satelliten, den Erdbeobachtungssatelliten, die genau das machen.
Die Programme im Apollo-Computer – obwohl festverdrahtet – waren in gewisser Weise trotzdem flexibel. Sofern man wusste, wie man reinkam. Ich habe damit viel Zeit verbracht (am MITMITMassachusetts Institute of Technology, wo er seinen Master in Luftfahrttechnik und Astronautik machte und später als Astronaut die Mitarbeiter am Charles Stark Draper Laboratory des MITMITMassachusetts Institute of Technology auf den Gebieten Leitsysteme, Navigation und Steuerung unterstützte). Aber wenn Leute wie Al oder Jim einer Besatzung zugeteilt wurden, wussten sie in der Regel kaum etwas darüber, wie alles funktioniert. Es gab Schulungen und sie waren in den Simulatoren. Aber dort ging es nur darum, wie der Computer während einer Mission bedient werden muss und was er für einen tun kann. Manche konnten sich damit auch gar nicht anfreunden.
Man bemängelte, dass es viel zu viele Kommandos gab – Verbs, Nouns, Anwendungsmöglichkeiten. Sie wollten ein komplett automatisiertes System. Die alte Kontroverse zwischen Modus und Funktion. Apollo war ein funktionsgesteuertes Raumschiff in dem Sinn, dass durch die Kombination mehrerer Schalter mitgeteilt wurde, welche Funktion ausgeführt werden soll. Im Gegensatz dazu favorisierte die sowjetische Herangehensweise zu der Zeit den Modus. Man drückt einen Knopf und das Raumschiff führt alle nötigen Schritte im Ganzen und vollkommen automatisch aus. Dadurch hat man jedoch kaum funktionalen Einfluss. Einige bevorzugen die Automatik gegenüber der Funktionalität, andere wollen es lieber umgekehrt. Bei den MITMITMassachusetts Institute of Technology-Leuten kursierten immer ein paar witzige Karikaturen. Darunter ein Paar mit zwei Arten von Astronauten. Die einen waren die Funktionstypen, wenn Sie so wollen. Alle drei mit Händen und Füßen überall und einem Haufen Schalter und Knöpfe. Die anderen drei, die Modustypen, saßen kaugummikauend herum und und hatten bloß zwei Knöpfe, einen für Los und einen für nach Hause – die zwei Enden des Ganzen. Es gab lebhafte Debatten dazu und einige im Astronautenbüro wollten diesen ganzen Funktionskram nicht. Wenn es nach ihnen ging, sollten die Systeme eher modusgesteuert sein, um nicht so viele Möglichkeiten zu haben, etwas falsch machen zu können. Je mehr Möglichkeiten man hat, umso mehr Fehler können passieren. Und viele der Funktionen wurden bei einer normalen Mission eigentlich nicht gebraucht. Andererseits fand ich es aber sehr gut, solche zusätzlichen Funktionen zu haben, wenn es zu unvorhergesehenen Situationen oder Problemen kommt. So konnten bestimmte Ausfälle kompensiert werden. Und man konnte dem Computer Anweisungen geben. Man hatte mehr Kontrolle über die Situation, aber man musste auch mehr Zeit opfern, um alles zu lernen. Das war der Kompromiss. Für mich ist es ein großartiges System gewesen, zwar festverdrahtet, aber trotzdem ziemlich flexibel.
Das Verb/Noun-Konzept wäre auch für heutige Computer nicht schlecht. So sprechen wir und so funktioniert alles – so handeln wir – und dementsprechend wurde der Computer eingerichtet. Das Verb sagt: anzeigen.
Dann tippt man das Noun ein: Stellwinkel
, und wupp, da sind sie. Sie haben gehört, dass P-64P-64Program 64 (Approach Phase) und P-66P-66Program 66 (Landing Phase – ROD) als Programme für die Landung bezeichnet wurden. Im Grunde waren es Betriebsarten. Man wählt P-64P-64Program 64 (Approach Phase) und das Raumschiff tut das, dann P-66P-66Program 66 (Landing Phase – ROD) und das Raumschiff tut etwas anderes. Doch es gab die Möglichkeit, rauszugehen aus den Programmen und manuell zu fliegen, oder man sah auf die Anzeige und wusste, was der Computer vorhatte. Diese Flexibilität war gegeben.
Jones: Sie erwähnten, dass einige zum Teil schon in Simulatoren mit dieser Materie in Berührung kamen, bevor sie einer Ersatzmannschaft zugeteilt wurden. Ich weiß von den voll ausgestatteten Simulatoren für LM und Kommandomodul, in denen hauptsächlich die Hauptbesatzungen und Ersatzmannschaften trainierten. Gab es auch Simulatoren auf niedrigerem Niveau?
Scott: Es gab Attrappen und Simulatoren für bestimmte Teilaufgaben. Dann waren da noch die Entwicklungssimulatoren der Ingenieure. Die Auftragnehmer hatten sogar schon Simulatoren, bevor die Apollo-Simulatoren funktionierten. Aber das gehört alles zu einem ganz anderen Thema.
Damals existierten zwei unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein Simulator gebaut werden soll. Die eine sagt, man verwendet hauptsächlich die echten Bauteile der Fluggeräte, die andere meint, man bildet alles mittels Software nach. Für Apollo wurde entschieden, alles mit Software nachzubilden. Aber sie hatten große Schwierigkeiten bei der Programmierung, die Software so zu schreiben, dass die Funktionen der einzelnen Bauteile exakt repräsentiert werden. Auch die Schnittstellen funktionierten nicht. Mann, ich kann Ihnen sagen, als wir uns auf Apollo 9 vorbereiteten, machten die Simulatoren noch Riesenprobleme. Für meine Arbeit im Kommandomodul nutzte ich einen Simulator für Leitsystemsteuerung und Navigation bei Rockwell in Downey. Dort hatten sie ein G&NG&NGuidance and Navigation-System installiert, es mit einem Stabilisierungs- und Kontrollsystem verbunden und, gezwungenermaßen, eine Einrichtung geschaffen, um alles zusammenzubauen und zu testen. Im Grunde war das ein Simulator. Ich verbrachte viel Zeit in der Anlage und wurde, wenn Sie so wollen, fast zum Angestellten, indem ich mit den Programmen arbeitete, die sie entwickelten. Sie mussten Hard- und Software integrieren sowie das SCSSCSStabilization and Control System und die G&NG&NGuidance and Navigation. Die Leute haben alles zusammengebaut und für mich war es ein Vorteil, ihre Programme zu testen. Deshalb sind McDivitt und Schweickart oft in Bethpage gewesen, um die gleichen Probleme beim Landemodulsimulator zu lösen. Alles zum Laufen zu bringen, gehörte zu unseren Aufgaben (als Besatzung). Es wurden hervorragende Trainings- und Entwicklungseinrichtungen, wo wir mit Ingenieuren gemeinsam an den Programmen arbeiteten, denn die Software musste auf die Bauteile abgestimmt sein und ebenso die operativen Abläufe bewältigen. Darum brauchte man jemanden vom Flugpersonal (einen Astronauten), der sagt, ob man damit fliegen kann oder nicht. Ein ziemlich komplexer Prozess und sehr interessant.
Wenn Sie nach Simulatoren an sich fragen, es gab viele Anlagen, um sich mit den verschiedenen Systemen vertraut zu machen. Man konnte auch zu den Herstellern gehen, sich in das Raumschiff setzen und etwas testen. Das war Training. So lernt man, wie die Systeme arbeiten und es ist ebenfalls Teil einer Simulation.
Jones: Und gleichzeitig lernen die Ingenieure der Hersteller dabei, wie das ganze System funktioniert.
Scott: Ja, und es ist Teil eines Prozesses, der heute nicht mehr stattfindet, denn die heutigen Raumfahrzeuge sind alle fertig. Dadurch hat keiner der Beteiligten mehr den Vorteil, den die Entwicklungsarbeit mit sich bringt, wenn man die Teile zusammenbauen und Probleme lösen muss, damit alles funktioniert. Bei dieser Arbeit lernt man Probleme zu lösen, wenn etwas nicht richtig funktioniert. Deshalb möchte ich noch einmal auf die prinzipielle Methodik bei Apollo zurückkommen. Wie haben wir es geschafft, dass es funktioniert? Es hat funktioniert und man kann darüber sprechen, wie es funktionierte und was wir gemacht haben. Aber das Wichtigste dabei ist für mich die dahinterstehende evolutionäre Methodik, wie die einzelnen Teile zusammengesetzt wurden. Das war einzigartig. So etwas hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Nichts passte einfach so zusammen, wir machten es passend. Ein wichtiger Aspekt.
Ich weiß nicht, welche speziellen Erfahrungen Al und Jim mitbrachten, als man sie der Besatzung zuteilte. Mit dem, was sie machten, hatte ich nichts zu tun gehabt. Sie wurden wann ausgewählt, oder , etwa zu der Zeit. Ich bin ausgewählt worden. Als die zwei das Training begannen, war ich mit Gemini VIII und Apollo 1 so beschäftigt, dass ich von ihrer Ausbildung kaum etwas mitbekam.
Was die Simulatoren betrifft, die liefen am Tag und viele saßen sogar morgens darin, um Erfahrungen zu sammeln. Wer in den Simulator wollte, musste sich lange anstellen. Die Hauptbesatzungen und Ersatzmannschaften hatten Priorität. Dann kamen die Unterstützungsmannschaften. Es wurde auch viel gemacht, das nicht unmittelbar zum Training für eine Mission gehörte. Die Geräte spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Verfahrensweisen – was zu tun ist und wie es zu tun ist. Außerdem konnte man damit hervorragend Abläufe ausarbeiten und in die Verfahrensweisen integrieren. Wenn keine Astronauten drinsaßen, haben die Leute dringesessen, die für das Training verantwortlich waren. Die Simulatoren sind Tag und Nacht in Betrieb gewesen, sie waren überaus wichtig. Ein Satz stand in Houston und einer am Kap. Ohne sie hätten wir es nie geschafft, die Simulatoren haben wesentlich zum Gelingen beigetragen. Die Software-Probleme wurden gelöst, und wenn die Mission startete, hatte man so viel Zeit in diesen extrem realitätsnahen Simulatoren verbracht und so viele Tests in den Raumschiffen durchgeführt, dass man sie als alte Freunde betrachtete. Jeder lockere Schalter – ich übertreibe etwas – aber man kannte bereits alle Macken und Eigenarten seines Raumschiffs. Wenn beim Testen ein Problem aufgetaucht ist, ein kleiner Fehler – nichts Weltbewegendes, das die Sicherheit gefährdet, nur so eine kleine Besonderheit an diesem speziellen Schiff – dann kannte man es schon.
Jones: Wie bei einer Tür zu Hause, die etwas klemmt. Man selbst hat sich daran gewöhnt, aber jemand anders bekommt sie vielleicht nur schwer auf.
Scott: Und wenn irgendwo ein Problem auftauchte, einer von uns hätte Bescheid gewusst, weil wir an der Entwicklung des Systems beteiligt waren. Dass die Besatzung sich mit dem ganzen System so gut auskannte, hat ebenfalls zum Erfolg des Programms beigetragen. Die jungen Kerle in ihren weißen Raumanzügen sind nicht an Tag 1 losgegangen, haben sich in ihr brandneues Raumschiff gesetzt und sind zum Mond geflogen. Keineswegs. Oft wird man zur Seite genommen und gefragt:
Hatten Sie am Tag des Starts nicht auch ein wenig Angst?
Nein. Wir sind alles so oft durchgegangen, wir konnten es kaum abwarten, endlich loszufliegen. Natürlich machte man sich ein paar Sorgen: Mann, ich hoffe nur, dass alles funktioniert.
Aber die meisten Leute haben eine falsche Vorstellung. Sie verfolgen im Fernsehen, wie die Astronauten in den Bus zur Startrampe steigen und in die Rakete klettern. Und alle denken, man sieht es zum ersten Mal. Die Mitarbeiter an der Startrampe helfen beim Einsteigen, machen die Luke dicht und halten das Streichholz an die Zündschnur. Nein, so war es bestimmt nicht. (kehrt zum Ausgangsthema zurück) Die Zeit im Simulator war immer knapp. Er wurde von allen voll ausgelastet.
Scott: Okay, Houston. Hier ist euer EMODEMODErasable Memory Octal Dump.
Mitchell: Verstanden. Sind bereit. (lange Pause)
Scott: Und, Houston, wir warten auf euer Bleiben/Nicht Bleiben (entsprechend SUR 1-6).
Mitchell: Verstanden. Euer Status ist Bleiben.
Scott: Status ist Bleiben. Danke. (lange Pause)
Harald Kucharek merkt an, dass Gene Kranz in seinem Buch Failure is Not an Option erklärt, wie es zu den Begriffen Bleiben/Nicht Bleiben gekommen ist. Demnach stammen sie von Howard Tindall, der sie in einem seiner legendären Tindallgramme vorschlug. Kranz zitiert Tindall: Wenn wir auf dem Mond sind, heißt Grünes Licht dann Bleiben und Rotes Licht bedeutet Abbruch auf der Mondoberfläche und starten? Ich meine, die Entscheidung Grünes Licht/Rotes Licht sollte an der Stelle durch etwas wie Bleiben/Nicht Bleiben ersetzt werden." Auf NASANASANational Aeronautics and Space Administration-Foto S70-35013, aufgenommen während der Mission von Apollo 13, steht Howard Tindall als Dritter von links unmittelbar neben Deke Slayton (2. v. l.).
Mitchell: Und, Falcon, Houston. Wir streichen die Wartepause. Ihr könnt also gleich in P-06P-06Program 06 (LGC Power Down) gehen und (den LGCLGCLunar Module Guidance Computer) herunterfahren.
Scott: Verstanden.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Der PAOPAOPublic Affairs Officer im MOCRMOCRMission Operations Control Room teilt mit, dass man wegen der Probleme beim Anpeilen der Sterne im Zeitplan etwas zurückliegt. In der Checkliste (SUR 1-6) war nach dem E-Dump eine Wartezeit eingeplant, bevor sie in P-06P-06Program 06 (LGC Power Down) gehen und den Sicherungsschalter der IMUIMUInertial Measurement Unit ziehen (Paneel 11), um das System herunterzufahren. Durch den Verzicht auf die Pause können sie etwas Zeit aufholen.
Irwin:Bei P-57P-57Program 57 (Lunar Surface Align) waren gab es etwas Verwirrung wegen der zwei Noun 88-Sterne. Das hielt uns auf. Wir hatten es schon länger nicht mehr gemacht.
Scott:Ja. Ein Problem war auch die fehlende Bestätigung von der Flugkontrolle, dass es (bei ) richtig war, in P-57P-57Program 57 (Lunar Surface Align) die Daten in den löschbaren Speicher zu schreiben. Wir haben es gemacht und offensichtlich funktionierte es. Ich denke, wir brauchten eine Weile, um zurechtzukommen, weil wir lange nicht mit Noun 88-Sternen gearbeitet hatten. Trotzdem sind wir im Zeitplan kaum zurückgefallen, glaube ich.
Scott: Dem PAOPAOPublic Affairs Officer ging es darum, ob wir dem Zeitplan voraus gewesen sind oder zurücklagen. Uns ging es darum, die gestellte Aufgabe richtig zu erledigen. Wir liegen vermutlich wegen dieser AOTAOTAlignment Optical Telescope-Aktion etwas zurück, die aber durchaus wichtig war. Man setzt im Verlauf der Mission seine Prioritäten. Am wichtigsten ist die Landung, man kann sich dabei kaum weniger um Fahrzeuge oder sonst irgendwas kümmern. Steht man auf der Mondoberfläche, ist es vorrangig, die Raumschiffsysteme zu stabilisieren, die Plattform auszurichten und alles herunterzufahren.
Jones: Den Rückflug vorzubereiten.
Scott: Genau. Und ganz ehrlich, an der Stelle spielt weder Geologie noch irgendetwas anderes eine Rolle. Man konzentriert sich auf das, was gerade anliegt. Wenn wir also im Zeitplan für die geologische Arbeit zurückliegen, kümmert uns das wenig. Wichtig ist, alles richtig zu machen. Ich habe den Eindruck, den Leuten fehlt oft das Verständnis und sie messen Dingen eine Bedeutung bei, die zu dem Zeitpunkt kaum Gewicht haben.
Bei einigen der ersten Missionen merkte ich immer wieder, dass die Geologen ein bisschen angefressen waren, weil die Jungs nicht mehr Zeit für Geologie opferten. Aber noch einmal, das lag daran – ich komme wieder auf Apollo 12 zurück, weil ich von dem Training einiges mitbekam – meine Güte, sie konzentrierten sich darauf, das Ding dort zu landen, wo sie sollten und dabei keine Fehler zu machen. Wenn man dann auch noch geologische Arbeit tun kann, großartig! Die Sahne auf dem Kuchen. Man muss die speziellen Ziele jeder Mission sehen und jeden Abschnitt der Mission für sich betrachten.
Jones: Der PAOPAOPublic Affairs Officer spricht mit den Medien. Und die wollen natürlich wissen, wann sie die tollen Bilder senden …
Scott: Und in seiner Welt ist so eine Verzögerung erwähnenswert. Aber in der Realität an Bord war uns das egal. Wir mussten sicherstellen, dass die Raumschiffsysteme rund liefen und alles in Ordnung ist, um dann in Ruhe den wissenschaftlichen Teil angehen zu können, weil das Basislager steht.
Irwin: Und, Houston, (Apollo) 15. Die EDEDExplosive Device‑Batterien sind überprüft, beide haben 37 (Volt). (SUR 1-6, Paneel 14)
Mitchell: Verstanden. EDEDExplosive Device BATTsBATTBattery.
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Mitchell: Und Falcon, Houston. Wir haben hier unten jetzt Schichtwechsel. Ich hatte noch keine Gelegenheit, euch zur Landung zu gratulieren:
Wirklich gut gemacht.
Scott: Okay, danke Ed. Und wir möchten uns ebenfalls für eure großartige Unterstützung bedanken. Die Verständigung war ausgezeichnet heute und alle waren auf dem Posten. Vielen Dank für die Hilfe.
Mitchell: Sah wirklich gut aus von hier, Dave. Wir sehen uns beim Start.
Scott: Okay, danke, Eddo. (lange Pause)
Astronaut Joe Allen übernimmt als CAPCOMCAPCOMSpacecraft (Capsule) Communicator. Flugleiter ist jetzt Milton Windler, der Glynn Lunney abgelöst hat.
Allen: Hallo Falcon, hier ist Houston
Scott: Hallo zusammen, Houston. Wie geht’s?
Allen: Alles bestens hier unten, Dave und Jim. Wie man hört, war es nicht nur eine gute Landung, es war eine ausgezeichnete Landung. Und scheinbar habt ihr nicht mal was verbogen.
Jones: War das eine Anspielung auf die verlängerte Triebwerksglocke?
Scott: Wahrscheinlich. Das war ein Thema. Aber zu dem Zeitpunkt konnte es niemand wissen, weil wir noch keinen Blick darauf geworfen hatten.
Jones: Ein trockener Witz.
Scott: Oh, ja. Joe hat einen sehr trocknen Humor. Er ist ziemlich schlagfertig.
Scott: Also, ich hoffe nicht, Joe. Aber wir haben auf jeden Fall eine gute Stelle gefunden. Wir sehen (Krater) St. George. Scheint, als ob er gleich hinter einer kleinen Anhöhe liegt. Obwohl er sicher viel weiter entfernt ist. Wir können Bennett Hill sehen. Leicht abseits auf unserer 1:00-Uhr-Position sehen wir einen steileren Hang. Sind uns dabei aber nicht ganz sicher, du bekommst nachher eine detailliertere Beschreibung.
Allen: Verstanden. Wir sind gespannt.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Uhrzeigerpositionen orientieren sich an der Richtung, in die der Blick aus dem Fenster des LMLMLunar Module geht. Die 12:00-Uhr-Position ist Westen, 3:00-Uhr-Position ist Norden usw. Bennett Hill wurde benannt nach Floyd Bennett, verantwortlich für Konzeption und Planung von Flugbahnen.
Allen: Falcon, Houston.
Scott: Kommen, Houston.
Allen: Dave, wir haben hier ein paar äußerst wichtige Fragen. Zuerst, habt ihr auf dem Weg nach unten die Rille gesehen?
Scott: (erheitert) Ha, sicher, Joe. Mehr als deutlich.
Allen: Verstanden. Und habt ihr kurz vor der Landung den Funkspruch über VHFVHFVery High Frequency von Endeavour gehört?
Scott: Negativ.
Allen: Verstanden.
Scott: Warum? Wollte er etwas mitteilen?
Allen: Wollte er sicher, Dave. Wir fragen uns nur, ob ihr generell irgendetwas von ihm über VHFVHFVery High Frequency gehört habt. Wie es scheint, müssen wir die Funkverbindung überprüfen.
Scott: Nein, die Überprüfung der Funkverbindung (mit dem CSMCSMCommand and Service Module(s)) haben wir schon vor PDIPDIPowered Descent Initiation versucht (S. 6 im Zeitplan), ohne etwas zu hören. Houston hat bestätigt, dass Endeavour uns hören konnte, aber wir konnten ihn nicht hören.
Frank O’Brien: Laut Missionsbericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Mission Report [Abschnitt 7.3]) lag das Problem an einem simplen Fehler in der CMCMCommand Module-Checkliste. Danach sollte das Kommandomodul auf der Frequenz 296.8 MHz senden. Die Empfangsanlage des LMLMLunar Module war jedoch auf 259.7 MHz eingestellt.
Allen: Verstanden. Ist notiert. Und wir haben die Startzeiten für Rev-16 bis 20REV oder RevRevolution, wenn ihr so weit seid.
Scott: Okay, gebt uns , um das Cockpit in Ordnung zu bringen. (Pause)
Allen: Verstanden, Dave. Wir warten. (Pause) Und zur Information, im Nebenraum werden schon langsame Rollen geflogen nur aufgrund eurer ersten Beschreibung.
Der Pilot fliegt eine langsame Rolle
, wenn sich das Flugzeug beim Geradeausflug einmal um die Längsachse (vom Bug zum Heck verlaufend) dreht.
Dave Scott schreibt am in einer E-Mail: Für einen Flieger bedeutet langsame Rolle eine Rolle mit dem Flugzeug aus reiner Freude, oft um ein paar weiße flauschige Wolken herum. Das macht einfach nur Spaß, Spaß, Spaß. Denken Sie daran, Joe war nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler (Physiker) sondern auch ein ziemlich guter Pilot. Zu dem Zeitpunkt war man im Nebenraum vermutlich unheimlich froh, dass wir überhaupt angekommen sind, und vor allem beides sehen können, Rille und Berge. Ein riesengroßes
Juhuuuhh … !!
Scott: Okay, nachher bekommt ihr noch viel mehr von uns. Wartet ab.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Mit Nebenraum
meint Joe Allen den Raum der Wissenschaftler (SORSORScience Operations Room). Dave und Jim konfigurieren die Sicherungen und Schalter im LMLMLunar Module entsprechend der Seiten SUR 1-7 bis SUR 1-11. Vom PAOPAOPublic Affairs Officer im MOCRMOCRMission Operations Control Room wird mitgeteilt, dass man das LMLMLunar Module etwa 300 Fuß (91 m) nördlich und 300 Fuß östlich der geplanten Landestelle vermutet. Sie kommen näher.
Jones: Könnten Sie erläutern, wofür der VHFVHFVery High Frequency-Funktest wichtig war?
Scott: Soweit ich mich erinnere, war die VHFVHFVery High Frequency-Komunikation für zwei Dinge wichtig. Einmal für die direkte Sprechfunkverbindung zwischen LMLMLunar Module und CMCMCommand Module und als Möglichkeit für das CMCMCommand Module, während des Rendezvous die Entfernung zum LMLMLunar Module festzustellen. Das Kommandomodul hatte kein System zur Entfernungsmessung, musste aber im Fall eines Rettungsmanövers sowohl Entfernung (zwischen beiden Raumschiffen) als auch Annäherungsgeschwindigkeit bestimmen können. Dafür konnte das VHFVHFVery High Frequency-System benutzt werden. Es hatte nichts mit dem Doppler-Effekt zu tun, sondern mit einer direkten Verbindung der zwei VHFVHFVery High Frequency-Systeme, bei der die Entfernungsänderung in die Berechnungen des Flugleitsystems einbezogen wurde.
VHFVHFVery High Frequency ermöglichte nicht nur die Kommunikation, was insbesondere auf der Mondrückseite wichtig war, wenn man miteinander sprechen wollte. Es ermöglichte dem Kommandomodul mehrere Strategien für das Rendezvous. Ein Beispiel, der Kommandomodulpilot (CMPCMPCommand Module Pilot) bekam alle Rendezvousdaten von seinem Computer und konnte das Landemodul auffordern, den aktiven Part zu übernehmen, das LMLMLunar Module-aktive Rendezvous. Wir konnten also im LMLMLunar Module den aktiven Teil übernehmen, während die Entfernungsdaten vom VHFVHFVery High Frequency-System und dem Kommandomodulcomputer (CMCCMCCommand Module Computer) kamen.
Das ist eine Art funktionelle Steuerung. So etwas ist per se nicht eingebaut, gibt einem jedoch viele Optionen und große Flexibilität. Manch einer lehnte es ab, weil mehr Training und ein tieferes Verständnis nötig waren, um es effektiv einsetzen zu können. Wir, als Besatzung, fanden es gut. Denn diese Flexibilität bot mehr Sicherheit, eröffnete weitere Möglichkeiten, nach Hause zu kommen. Wenn Sie auf dem Mond sitzen und die Funkverbindung zur Erde bricht zusammen, und Ihr Radar funktioniert nicht mehr, dann ist ein Rendezvous immer noch möglich, weil die Verbindung zum Kommandomodul besteht. Wir haben das trainiert – Al Worden und wir beide – und wussten, dass Al uns mit den Daten versorgen konnte. Oder er übernahm das Rendezvous (CSMCSMCommand and Service Module(s)-aktives Rendezvous) und holt uns ab. Im Training wurde alles durchgespielt, auf jede Art und Weise. Nur ein kurzer Eintrag in der Checkliste. Doch wie Sie sicher wissen, wenn es Schwierigkeiten gibt, ist es nicht das eine große Problem, das einen scheitern lässt. Es sind die vielen kleinen, die sich am Ende summieren. Oft, im Flugzeug, sobald ein paar kleine Probleme auftauchten, wurden es immer mehr. Darum trainierten wir, sofort auf solche Kleinigkeiten zu reagieren, bevor es überhandnimmt. Im LMLMLunar Module auf der Mondoberfläche hatten wir eine gestaffelte Struktur von Sicherheitsmaßnahmen, die es uns ermöglichten, da rauszukommen.
Die Staffelung zog sich durch den gesamten Ablauf beim Rendezvous, wenn ein System nach dem anderen ausfällt. Wir konnten beispielsweise das PGNSPGNSPrimary Guidance and Navigation System und das AGSAGSAbort Guidance System zum Teil verlieren. Nicht alles, die Lageregelung war unverzichtbar, aber doch einiges und ein Rendezvous ist immer noch möglich gewesen. Eben auch wegen der VHFVHFVery High Frequency-Verbindung, die bei Apollo 9 – damals noch ausschließlich für den Sprechfunk – in das Kommandomodul eingebaut wurde. Zum Zeitpunkt des Einbaus verstand man das Rendezvous noch nicht bis ins Detail. Im Gemini‑Programm fanden wir heraus, die entscheidenden Elemente sind Winkel, Entfernung und Annäherungsgeschwindigkeit. Im Kommandomodul gab es dafür kein System. Um dem Kommandomodul diese Daten zur Verfügung zu stellen, wurden während Apollo 9 entsprechende Anforderungen für die VHFVHFVery High Frequency-Anlage festgelegt und alle folgenden Raumschiffe mit einem System zur VHFVHFVery High Frequency‑Entfernungsmessung ausgestattet. Ein kleiner Eintrag in der Checkliste, jedoch immens wichtig, falls es Probleme gibt. Deswegen meinte Joe: Wir sollten vielleicht noch einmal die VHFVHFVery High Frequency-Funkverbindung überprüfen.
Es geht nicht um irgendeinen Ingenieur im Nebenraum, der die Nase rümpft, weil sein Test nicht vorschriftsmäßig ablief. Es ist eine Ebene im Sicherheitskonzept, die das ganze System gefährden kann. Darauf sollten wir nicht verzichten. Also müssen wir dafür sorgen, dass es funktioniert.
Jones: Es dauert nur . Also stellen wir sicher, dass es funktioniert.
Scott: Richtig. Auf den ersten Blick scheint es vielleicht nicht so wichtig zu sein, aber es ist Bestandteil der Missionsrichtlinien und des Sicherheitskonzepts. Jemand im Nebenraum hat ein Auge darauf und hebt die Hand:
Jungs, beim VHFVHFVery High Frequency-Funktest stimmt was nicht.
Worden mag uns gehört haben, aber wir nicht ihn. Vielleicht waren wir zu beschäftigt mit der Landung – sicher sogar – und überhörten ihn, weil wir zwei miteinander gesprochen haben. Doch es könnte ebenso gut ein Problem beim VHFVHFVery High Frequency sein. Jemand ist zuständig, dass nichts durchrutscht, und meldet sich: Einen Moment, Leute. Mit dem VHFVHFVery High Frequency ist etwas nicht in Ordnung. Ich brauche das VHFVHFVery High Frequency.
Man meint vielleicht, da ist nur so ein kleiner Ingenieur, der sich aufspielen will. Das stimmt ganz und gar nicht. Es ist ein wesentlicher Teil des gesamten Systems, in dem sich jeder darum kümmert, dass alles funktioniert. Ein Grundsatz der Apollo-Methodik. Warum hat es funktioniert? Weil irgendjemand in irgendeinem Nebenraum sagt: Moment mal, das VHFVHFVery High Frequency hat nicht funktioniert
. Andere finden es unwichtig: VHFVHFVery High Frequency? Keine große Sache. Die Kommunikation steht.
Doch er besteht darauf: Nein, ich will das VHFVHFVery High Frequency überprüft haben.
Der Flugleiter überblickt das Ganze und weist an: Seht zu, Leute, dass die VHFVHFVery High Frequency-Verbindung überprüft wird.
Aus dem Grund hat Apollo funktioniert, weil wir auf jedes Detail geachtet haben. Wir brauchten kein VHFVHFVery High Frequency (für das Rendezvous). Keiner musste jemals das VHFVHFVery High Frequency einsetzen. Alles hat gut funktioniert. Es war einfach und man vergisst schnell die ganzen Möglichkeiten, die sonst noch zur Verfügung stehen. Aber in bestimmten Fällen wäre es plötzlich sehr wichtig gewesen. Zum Glück sind sie nicht eingetreten. Wer weiß allerdings schon, ob das beim nächsten Mal auch so ist.
Jones: Wenn man es oft genug macht, kommt es irgendwann dazu.
Scott: Es ist eine Kleinigkeit und hat nichts mit der Arbeit auf der Mondoberfläche zu tun. Mal abgesehen davon, dass wir alles eingerichtet haben, bevor wir für die geologische Erkundung ausgestiegen sind. Nachdem alles für Start und Rendezvous bereit ist, können wir es beruhigt zurückstellen und für den Moment vergessen. Man steigt aus und muss nicht sagen:
Wir sind hier 5 Kilometer vom LMLMLunar Module entfernt und mir fällt gerade ein, das VHFVHFVery High Frequency hat nicht funktioniert. Hey, Houston, gibt es beim VHFVHFVery High Frequency ein Problem?
Jones: Und wieso habt ihr nicht darauf geachtet?
Scott: Was ist los bei euch? Al Worden sollte uns anfunken, aber das hat er nicht und ich habe nichts von ihm gehört.
Und Allen sagt: Ihr sollt jetzt Steine sammeln!
Darauf ich: Sekunde, Mann. Ich bin hier 5 Kilometer weit weg von meiner kleinen Landefähre und 370.000 Kilometer von zu Hause. Und mir fällt gerade auf, dass etwas nicht stimmt.
So etwas hätte ich nicht gewollt.
Irwin: Okay, Joe, hier ist Jim. Ich kann die Startzeiten jetzt aufschreiben. (SUR 1-11)
Allen: Verstanden, Jim. Startzeit für T︱16 · 1︱0︱8 · 3︱9 · 4︱5 ○ T︱17 · 1︱1︱0 · 3︱8 · 0︱0 ○ T︱18 · 1︱1︱2 · 3︱6 · 1︱3 ○ T︱19 · 1︱1︱4 · 3︱4 · 2︱6 und T︱20 · 1︱1︱6 · 3︱2 · 3︱9. Ende.
Die Zahlen stehen für:
Irwin: Okay, ich wiederhole, Joe. 1︱0︱8︱3︱9︱4︱5 ○ 1︱1︱0︱3︱8︱0︱0 ○ 1︱1︱2︱3︱6︱1︱3 ○ 1︱1︱4︱3︱4︱2︱6 ○ 1︱1︱6︱3︱2︱3︱9. Ende.
Allen: Verstanden, Jim. Wiederholung korrekt. Alles bestens.
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.