Überarbeitete Niederschrift und Kommentare © Eric M. Jones
Redaktion und Edition Ken Glover
Übersetzung © Thomas Schwagmeier u. a.
Alle Rechte vorbehalten
Bildnachweise im Bilderverzeichnis
Filmnachweise im Filmverzeichnis
MP3‑Audiodateien: David Shaffer
CAPCOMCAPCOMSpacecraft (Capsule) Communicator ist jetzt Richard Dick Gordon, Kommandomodulpilot bei Apollo 12 und Ersatzkommandant bei Apollo 15.
Audiodatei (, MP3-Format, 62 kB) Beginnt bei .
Gordon: Falcon, Houston.
Scott: Hallo Houston. Bitte kommen.
Gordon: Okay, Davy, es gibt eine Änderung auf (SUR) 8-6 zur Vorgehensweise beim Nachfüllen des Wassers. Lasst mich wissen, wenn ich sie durchgeben soll.
Scott: Okay, Richard. Wir sagen Bescheid.
Gordon: Nebenbei bemerkt, ihr zwei wisst wirklich, wie man Leute beeindruckt.
Scott: Aber wir haben auch jede Menge Unterstützung.
Sehr lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
In der nächsten Transmission geht es um die Umstellung der Stromversorgung (BATTBATTBattery MGMTMGMTManagement) auf SUR 8-3. Vorgesehen war das Umschalten auf andere Batterien bei bzw. , die Zeit in Houston. Jim meldet sich bei . Der Rückstand gegenüber dem Zeitplan beträgt demnach .
Audiodatei (, MP3-Format, 0,5 MB) Beginnt bei .
Irwin: Houston, hier ist Basis Hadley.
Gordon: Kommen, Jim.
Irwin: Ja. Seid ihr bereit für die Umstellung der Stromversorgung (BATTBATTBattery MGMTMGMTManagement), die um stattfinden sollte?
Gordon: Wir sind bereit und sehen dir zu. Fang an.
Irwin: Okay. (Pause)
Gordon: Jetzt weiß ich wenigstens, an welcher Stelle der Checkliste ihr euch befindet.
Irwin: Wir wollen hier endlich Mittagspause machen. (SUR 8-7)
Gordon: Nun, je eher ihr so weit seid, umso früher könnt ihr schlafen gehen, und das möchten wir keinesfalls länger hinauszögern.
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Irwin: Dick, ich habe nicht alles verstanden, weil die Verbindung unterbrochen wurde.
Gordon: Jim, du hast von mir die Erlaubnis zum Umschalten auf andere Batterien erhalten. Was die Mittagspause betrifft, am wichtigsten ist uns, dass ihr möglichst schnell fertig werdet, um bald ins Bett zu kommen. Du weißt selbst, dass wir im Zeitplan weit zurückliegen.
Irwin: Ja, verstehe.
Gordon: Wir würden gern etwas mehr dazu sagen, sobald sich die Gelegenheit ergibt.
Irwin: Okay. (lange Pause)
Gordon: Jim, bitte bestätige PWR AMPLPWR AMPLPower Amplifier – PRIMPRIMPrimary. (SUR 8-3)
Irwin: Ist best… Entschuldigung, hab den Falschen erwischt, Dick. (Paneel 12)
Gordon: Okay, wir haben noch keine hohe Bitrate (HBRHBRHigh Bit-Rate), aber du stellst sicher gleich um. (SUR 8-3, Paneel 12)
Gordon: Okay, wir sehen jetzt eure Batterien. Alles in Ordnung damit. (lange Pause)
Gordon: Okay, Jim, wir bekommen ein gutes Signal mit hoher Bitrate (HBRHBRHigh Bit-Rate) und werden die Batterien eine Weile beobachten.
Irwin: Okay. (lange Pause) Houston, beide EDEDExplosive Device‑Batterien liefern 37 (Volt). (SUR 8-3, Paneel 14)
Gordon: Danke, Jim. (lange Pause)
Irwin: Houston, hier ist Basis Hadley. Ich habe die Gewichtsangaben für euch.
Gordon: Wir hören.
Irwin: Verstanden. Der SRCSRCSample Return Container wiegt 4︱0, Beutel 3 wiegt 3︱0 und bei Beutel 6 sind es 3︱3. Insgesamt also 1︱0︱3.
Gordon: Notiert, Jim.
Irwin: Und, Houston, Basis Hadley wieder. Wir warten auf euer Zeichen für (TLMTLM oder TMTelemetry) PCMPCMPulse Code Modulation – LOLOLow und PWR AMPLPWR AMPLPower Amplifier – AUS. (SUR 8-4)
Gordon: Jim, gib uns bitte noch ein paar Minuten. (Pause) Ich melde mich bei dir.
Irwin: Okay. (lange Pause)
Gordon: Falcon, Houston. Okay, wir haben uns die Batterien lange genug angesehen. Ihr könnt fortfahren.
Irwin: Okay. Wir schalten um. (Paneel 12)
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Gordon: Falcon, Houston. (TLMTLM oder TMTelemetry) PCMPCMPulse Code Modulation – LOLOLow bitte.
Irwin: Verstanden. (TLMTLM oder TMTelemetry) PCMPCMPulse Code Modulation – LOLOLow.
Sehr lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Nun ziehen Dave und Jim die Anzüge aus (SUR 8-4/SUR 8-5, ILC-Handbuch).
Audiodatei (, MP3-Format, 2,9 MB) Beginnt bei .
Gordon: Falcon, Houston. Jim und Dave, verratet mir bitte, womit ihr im Augenblick beschäftigt seid. Es gibt etwas mitzuteilen, bevor ihr die PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks auffüllt und die ETBETBEquipment Transfer Bag packt.
Scott: Okay. Jim zieht gerade seinen Anzug aus. Ich habe ihn bereits ausgezogen.
Gordon: Okay, Dave. Ist sicher ein schönes Gefühl.
Scott: Auf jeden Fall!
Gordon: Was die Biomed-Telemetrie (BISBISBiomedical Instrumentation System) betrifft, weil du letzte Nacht dran warst, möchten wir heute Jim überwachen. Darum kann der Schalter so bleiben, auf Rechts gestellt. (Paneel 12)
Scott: Okay, in Ordnung. Und lass mich eins sagen: Um sich halbwegs erholen zu können hier oben, muss man raus aus dem Anzug. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Gordon: Ja, ich glaube, du hast vollkommen recht. (Pause)
Scott: Unsere Entscheidung, die Anzüge auszuziehen, sorgte für einigen Wirbel.
Jones: Dagegen sprach höchstwahrscheinlich, dass die Reißverschlüsse möglicherweise beschädigt werden und sich dann nicht mehr richtig schließen lassen.
Scott: Eine größere Rolle spielten die Gegebenheiten im Fall eines Missionsabbruchs und solche Sachen. Wie lange es dauert, bis man wieder im Anzug steckt. Oder der zusätzliche Aufwand, den das Aus- und Anziehen mit sich bringt. Ich weiß nicht, aus welchen Gründen man bei Apollo 14 im Anzug übernachtete. Unsere Vorbereitungen liefen von Anfang an darauf hinaus, dass die Anzüge ausgezogen werden. Bei einem dreitägigen Aufenthalt muss man einigermaßen gut schlafen können, aber das ist im Anzug unmöglich. Wir trafen diese Entscheidung also schon sehr zeitig. Deshalb meine Verwunderung (über Apollo 14).
Jones: Ich würde vermuten, dass die Vorräte inklusive Reserven kaum länger als reichten.
Scott: Unsere Vorräte waren ebenfalls knapp bemessen. Bei Apollo 14 sind sie zweimal ausgestiegen, richtig?
Jones: Dazwischen wurden immerhin die PLSSPLSSPortable Life Support System abgesetzt. Einen gewissen Zusatzaufwand gab es demnach.
Scott: Sind die PLSSPLSSPortable Life Support System abgesetzt, ist nicht mehr viel zu tun. So oder so. Ich kann es nur wiederholen: Für uns stand von Anfang an fest, dass wir die Anzüge ausziehen.
Jones: Wenn ich mich recht erinnere, erwähnte Ed Mitchell die Reißverschlüsse in dem Zusammenhang.
(Zu lesen im Journal von Apollo 14.)
Scott: Das Öffnen und Schließen beanspruchte die Reißverschlüsse nicht übermäßig. Denken Sie nur daran, wie wir sie bei den Anzügen für das Training strapazierten. Meine Güte. Aber vielleicht sahen die beiden das anders. Und wenn ich so darüber nachdenke, bei zwei -EVAsEVAExtravehicular Activity wäre es mir unter Umständen auch zu mühsam gewesen, den Anzug auszuziehen. Eine Nacht schlecht schlafen kann man verkraften.
Gordon: Okay, und nun der angekündigte Hinweis zum Auffüllen der PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks. Wenn alles schön senkrecht steht, sollt ihr das Wasser aus dem Landestufentank jeweils lang in die PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks laufen lassen , wie es eure Checkliste vorgibt (SUR 8-6).
Scott: Okay, kein Problem. . Machen wir. (lange Pause)
Gordon: Okay, Dave, eine Sache noch, und du brauchst nur zuhören. Bitte meldet euch, bevor ihr die Filme in die ETBETBEquipment Transfer Bag legt (SUR 8-7). Wir müssen über die 16mm-Magazine und Jims 70mm-Kamera sprechen.
Scott: Okay, Dick. Du hörst von uns, sobald wir dazu kommen. (lange Pause)
Gordon: Außerdem will ich nicht vergessen, euch darauf hinzuweisen, dass ihr die Essenspause durchgearbeitet habt.
Scott: Nein, die liegt noch vor uns. Ich denke, es sind noch bis dahin, oder?
Gordon: Nein. Entschuldige, aber du irrst dich, mein Bester.
Scott: Mensch, du hast recht. Das haben wir glatt verpasst. Ach je. Dann muss das eine oder andere hier oben wohl gestrichen werden.
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Laut SUR 8-7 sollte die Essenspause bei beginnen. Dass man Missionsziele streichen muss, um die Pause nachzuholen, war selbstverständlich ein Scherz.
Scott: Die Anzüge zu säubern und wegzupacken ist ziemlich mühsam gewesen. Wir mussten vorsichtig sein, weil sich in der sowieso schon engen Kabine immer mehr Zeug ansammelte. Und alles war dreckig.
Jones: Die Anzugbeine wurden in Beutel gesteckt?
Scott: Ja, um wenigstens einen Teil des Staubs aufzufangen. Wir brauchten eine Weile dafür.
Jones: Ich meine gelesen zu haben, dass Jim herausfand, wie gut man sich an der Deckenstrebe nach oben ziehen konnte, um aus und in den Anzug zu kommen.
Scott: Stimmt.
Der nächste Funkspruch legt nahe, dass die Astronauten in der Checkliste auf Seite SUR 8-7 angekommen sind.
Scott: (statisches Rauschen) Okay, Houston, hier ist Basis Hadley. Wir sind bereit, über den Inhalt der ETBETBEquipment Transfer Bag zu sprechen.
Gordon: Dave, würdest du kurz warten, bis die Verbindung besser ist?
Scott: (nicht zu verstehen)
Gordon: (das Rauschen endet vorübergehend) Okay, Dave, hier ist Houston. Wie bin ich jetzt zu hören?
Scott: (das Rauschen kehrt zurück) Laut und deutlich.
Gordon: Einen Moment. Wir haben wieder Störungen. (das statische Rauschen endet) Okay, anscheinend ist es vorbei. Dave, zum Inhalt der ETBETBEquipment Transfer Bag, es gibt ein paar Änderungen auf Seite SUR 8-7.
Scott: Okay, ich habe die Seite vor mir und einen Stift in der Hand. Fang an.
Gordon: Okay. In der Zeile mit den Schwarz-Weiß-Magazinen VV und WW bitte Roger-Roger (Magazin RR) hinzufügen.
Scott: (leise) Okay, Roger in der Zeile mit V-Victory und Whiskey hinzufügen.
Gordon: Okay, Dave, du bist sehr leise. Streich das Schwarz-Weiß-Magazin Mike-Mike (MM), das an der Telekamera war, und lass es im LMLMLunar Module. Du kannst stattdessen (Magazin) WW verwenden, das als Nächstes für die Teleobjektivaufnahmen vorgesehen ist. Des Weiteren kommen zwei 16mm-Magazine hinzu: Golf-Golf (GG) und Hotel-Hotel (HH).
Scott: Okay. Bis jetzt habe ich Roger hinzugefügt, Mike gestrichen sowie die 16mm-Magazine Golf und Hotel hinzugefügt. (SUR 8-7)
Gordon: Okay. Und wie gesagt, für die Teleaufnahmen kannst du (Magazin) WW verwenden. Zu den 16mm-Magazinen habe ich einige Informationen, die du nie erhalten hast und die auch bei uns erst heute angekommen sind. Erstens: Der Film darf manuell nur ein Bild weitergeschoben werden. Zweitens: Es gibt neben den Öffnungen (für die Perforation) zwei rote Perforationen … (korrigiert sich) zwei rote Markierungen. Nach dem Weiterschieben müssen sich die entsprechenden Perforationslöcher (des Films) auf Höhe dieser Markierungen befinden, dann sollte alles funktionieren.
Scott: Das haben wir heute schon gemacht, Dick. Wir wussten davon, hauptsächlich wegen der Gefahr, dass geteilte Bilder entstehen. Deshalb achteten wir immer genau darauf, die Perforation an den roten Markierungen auszurichten …
Gordon: Okay …
Scott: … und heute natürlich auch.
Gordon: … Okay, gut. Damit wären unsere Möglichkeiten in Bezug auf die 16mm-Magazine erschöpft. Ich weiß nicht, was ihr bei Jimmys 70mm-Kamera bereits versucht habt. Wir können hier nur Folgendes vorschlagen: Falls das angesetzte Magazin (PP/AS15-90) noch unbelichteten Film enthält, probiert das Spiel mit den zwei weißen Fenstern an Kamera und Magazin. Wenn das nicht hilft, findet ihr vielleicht ein Magazin ohne Defekt.
Scott: Okay. Dazu sind wir noch nicht gekommen. Doch sobald hier (nicht zu verstehen) erledigt ist, melden wir uns.
Gordon: Davon bin ich ausgegangen. Wir wollten euch nur daran erinnern. Würdest du für mich kontrollieren, ob der MESAMESAModular(ized) Equipment Stowage Assembly-Sicherungsschalter offen ist? (lange Pause)
Scott: Okay. Er war geschlossen und ist jetzt offen. (Paneel 16)
Gordon: Okay, danke. Ich vermute, das Auffüllen der PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks nimmt euch noch eine Weile in Anspruch. Wir sagen Bescheid, wenn sich das VHFVHFVery High Frequency-Fenster zu Al (Worden im CMCMCommand Module) öffnet. Und wir verzichten heute Abend auf die Nachbesprechung (SUR 8-7). Ihr habt so hervorragende Arbeit geleistet, dass es nicht besonders viele Fragen gibt. Daher würden wir die Zeit lieber für eure Ruhepause nutzen. Wie euch klar sein dürfte, halten wir an der geplanten Startzeit fest, ihr sollt aber trotzdem ausreichend Schlaf bekommen. Also werden wir die Zeit irgendwo stehlen müssen. Wir tun unser Bestes beim Überarbeiten der Planung für die morgige EVAEVAExtravehicular Activity.
Scott: Okay, Dick. Wir wissen, dass bei euch alles in guten Händen ist, und lassen es auf uns zukommen. Wir melden uns, wenn die PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks aufgefüllt sind.
Scott: Okay, gut Dave. Und wollt ihr mit Al sprechen, wenn er über euch fliegt?
Scott: Ja, sagen wir Hallo zu unserem Freund in der Endeavour da oben.
Gordon: Okay. Ich melde mich.
Parker: Falcon, Houston. Ende.
Scott: Kommen.
Parker: Verstanden. Al wird euch gleich auf Simplex Alpha rufen.
Scott: Okay. Danke. (lange Pause)
Worden: Hallo. Hallo Falcon. Hier ist Endeavour. (lange Pause) Hallo Falcon. Hier ist Endeavour. (lange Pause) Hallo Falcon. Endeavour. (lange Pause)
Parker: Falcon, hier ist Houston. Al hat euch eben gerufen.
Scott: Wir haben ihn bis jetzt nicht gehört.
Worden: Hallo da unten, Falcon. Hier ist Endeavour.
Scott: Okay. Endeavour, Falcon. Du befindest dich offenbar noch hinter den Bergen. Wir warten einfach, bis du höher fliegst. Vorher ist die Verbindung zu dir nie sehr stabil. (lange Pause)
Scott: Mich würde interessieren, wie sich der Sichtlinienverlauf gestaltete, während Al über uns hinwegflog. Vor allem im Vergleich zu den anderen Missionen. Bevor wir von unserer Position aus Kontakt bekamen, musste die Linie wegen der Berge deutlich steiler sein als in flachem Gelände.
Jones: Die Zeit, in der eine Funkverbindung möglich war, wurde von den Bergen erheblich verkürzt.
Scott: Eine einfache Rechenaufgabe.
Jones: Ich müsste es hinkriegen.
Angenommen, die allgemeine Kammlinie der Swann-Berge ist ungefähr 2000 Meter hoch und verläuft rund 20 Kilometer östlich der Landestelle. Dann kam eine direkte Funkverbindung zwischen beiden Raumschiffen frühestens zustande, wenn sich das CSMCSMCommand and Service Module(s) 5,7 Grad über dem normalen Horizont befand. Der Radius des Mondes beträgt 1738 Kilometer und Al Worden umrundete ihn von Osten nach Westen in 100 Kilometer Höhe. Aus der Anwendung des Sinussatzes ergibt sich, dass das CSMCSMCommand and Service Module(s) vom Auftauchen hinter den Bergen bis zum Punkt genau über dem LMLMLunar Module rund 14,1 Grad seines Orbits zurücklegte. In flachem Gelände wären es 19,0 Grad gewesen, also 4,9 Grad mehr. Für einen Orbit benötigte das CSMCSMCommand and Service Module(s) knapp . Die Differenz von 4,9 Grad bedeutet daher, dass die Berge im Osten von Basis Hadley den Aufbau der Funkverbindung um knapp verzögerten.
Worden: Hallo Falcon. Endeavour.
Scott: Hallo Endeavour. Hier ist der Falke. Wie geht es dir?
Worden: Ausgezeichnet. Und euch? (lange Pause) Wie bin ich zu hören, Falcon? (Pause) Hallo Falcon. Hier ist Endeavour.
Scott: Endeavour, Falcon. Du bist nur verstümmelt zu hören. Und wir?
Worden: Ihr kommt bei mir auch leicht verstümmelt an, Dave. Wie läuft es bei euch?
Scott: Okay, wir warten, bis du die Berge überflogen hast und näher bist.
Worden: Okay, ich bin fast über euch.
Scott: Wie läuft es da oben? (Pause) Sammelst du fleißig Daten?
Worden: Ja, ich erhalte jede Menge interessanter Daten. Und ihr?
Scott: Ja, wir auch. Heute waren es etwas über 100 Pfund (103 lb/46,7 kg Probenmaterial).
Worden: Großartig.
Scott: Wir sind den Berghang hochgefahren und haben uns gründlich umgesehen. Es läuft wirklich gut.
Worden: Das muss eine spektakuläre Aussicht gewesen sein dort oben.
Scott: Oh, Mann. Grandios. Wir bringen dir ein paar schöne Fotos mit.
Worden: Gut. Mir sind hoffentlich auch ein paar brauchbare Aufnahmen gelungen.
Scott: Ja. Ich hoffe, dass man auf deinen Fotos die Fahrzeugspuren erkennt. Hier draußen ist ein richtiges Straßennetz entstanden.
Worden: Ja, kann ich mir vorstellen. Na dann könnt ihr morgen die nächste Ladung Steine für zu Hause aufsammeln.
Scott: Okay, sorg schon mal für Platz.
Worden: Klar, was immer ihr ranschafft, wir bringen es unter.
Scott: Okay, gut.
Irwin: Hey, Al, würdest du meine Seife zu uns runterwerfen? Und meinen Löffel.
Worden: Du hast ein paar Sachen vergessen, Jim?
Irwin: Ich brauche dringend meine Seife.
Worden: Es stört dich doch nicht, wenn ich sie verwende, oder?
Irwin: Hauptsache, du lässt mir etwas übrig.
Worden: Noch habe ich nichts genommen, aber vielleicht heute Abend.
Scott: Ich rate dir, bis morgen zu warten, Al (zu leise).
Worden: Ja, du hast recht. Wahrscheinlich ist es für uns alle besser, wenn wir das morgen Abend machen.
Irwin: Ja, ich kann dir sagen, unsere Anzüge waren gestern ziemlich (zu leise), aber (zu leise).
Worden: Wie halten sie sich?
Scott: Sehr gut. Sie sind den Bedingungen wirklich gewachsen.
Worden: Auch das Fahrzeug schlägt sich wacker, wie ich höre.
Scott: Das Fahrzeug funktioniert absolut einwandfrei. Wir sind den Hang raufgefahren, als wäre es (zu leise).
Worden: Unglaublich!
Scott: Ja, ein fantastisches kleines Gefährt.
Parker: Okay, Al. Die Panoramakamera (im SIMSIMScientific Instrument Module) ausschalten, bitte.
Worden: Okay. (lange Pause)
Worden: Falcon, seid ihr noch da? (lange Pause) Falcon, hört ihr Endeavour? (keine Antwort)
Unterbrechung des Funkverkehrs.
Nach dem Auftauchen hinter den Swann-Bergen dauerte es und , bis Al Worden direkt über Basis Hadley flog. Den Überflug meldet er bei . Weil die Sicht auf den westlichen Horizont im Landegebiet kaum behindert wird, verschwindet das CSMCSMCommand and Service Module(s) eigentlich erst nach weiteren und aus dem Funkbereich des LMLMLunar Module. Al bekommt jedoch schon bei keinen Kontakt mehr zu Dave und Jim.
Scott ( in einem Brief): Jedes Raumschiff hatte zwei VHFVHFVery High Frequency-Antennen. Um eine stabile Funkverbindung zu gewährleisten, durfte nichts die jeweils aktiven Antennen verdecken. Als Al (von Osten nach Westen) über uns hinwegflog, versäumten wir es anscheinend, auf die andere Antenne umzuschalten. Höchstwahrscheinlich verloren wir deshalb den Kontakt. Eine Funkverbindung zwischen LMLMLunar Module und CSMCSMCommand and Service Module(s) war abhängig von den speziellen Eigenschaften der Antennen (und nicht nur von der Geländebeschaffenheit).
Parker: Falcon, Houston. Ende.
Scott: Kommen, Houston.
Parker: Verstanden. In den letzten Minuten haben wir bei euch einen Wasserverbrauch beobachtet. Könnt ihr bestätigen, dass es mit dem Auffüllen der PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks zu tun hat?
Scott: Korrekt. Wir sind jetzt bei des Tankvorgangs.
Parker: Verstanden. Sehr gut, danke. Zwei Dinge noch. Ich habe die Startzeiten, sobald Jim sie notieren kann (SUR 8-7). Und ich möchte dem, was Dick vorhin zur Ruhepause sagte (), ein wenig Nachdruck verleihen. Unsere verbindliche Regel hier unten lautet: vom Zeitpunkt, zu dem ihr in die Hängematten klettert, bis zum Aufstehen morgen früh. Versteht ihr?
Scott: Ja, sicher. Ich glaube, wir werden etwas aufholen bis dahin. Es geht ganz gut voran. Wir sind mit dem Abendessen fast fertig, das erste PLSSPLSSPortable Life Support System ist in diesem Augenblick aufgetankt, die Anzüge sind weggepackt und ein Teil der Proben ebenfalls. Wir kommen also gut zurecht.
Irwin:Es ist kein Problem, das Auffüllen der PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks mit der Essenspause zu verbinden. Ich würde es im Grunde genommen sogar empfehlen. Man bereitet alles vor, lässt Sauerstoff und Wasser in die Tanks laufen und nimmt währenddessen seine Mahlzeit ein. Damit wäre Zeit gespart.
Dennoch hielten sich die Astronauten von Apollo 16 an ihre Checkliste. John Young und Charlie Duke haben die PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks erst nach dem Abendessen aufgefüllt.
Parker: Okay. Trotzdem, je eher ich von euch höre, dass ihr in den Hängematten liegt, umso besser.
Scott: Ich weiß, was du meinst.
Sehr lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Jones: Sie müssen sich an der Stelle mit zwei Vorgaben arrangieren. Zum einen soll die geplante Startzeit eingehalten werden, zum anderen soll die Ruhepause dauern.
Scott: Bob lässt aber auch etwas durchblicken.
Sagt mir, wenn ihr in den Hängematten liegt.
Das gibt uns einen gewissen Spielraum.
Mit anderen Worten: Dave kann die Mitteilung machen, selbst wenn sie sich noch nicht hingelegt haben.
Scott: Deshalb meine Antwort:
Ich weiß, was du meinst.
Er muss es von uns hören, weil ihn alle bedrängen: Schick sie ins Bett! Sie zu, dass die zwei sich endlich hinlegen, damit wir unsere Uhr starten können.
Jones: Und waren Sie aufrichtig bei Ihrer Meldung? Lagen Sie in den Hängematten?
Scott: Ich denke, ja. Denn es lief gar nicht so schlecht. Wir holten langsam auf.
Parker: Und Falcon, Houston. Ende. (Pause)
Scott: Houston, Falcon.
Parker: Verstanden, Falcon. Vielleicht haltet ihr uns für überbesorgt, aber wir sehen immer noch einen Wasserverbrauch. Bestätigt uns bitte, dass es von euch verwendet wird und nicht wieder ungewollt ausläuft.
Am Tag zuvor wurde nach der ersten EVAEVAExtravehicular Activity ein Leck entdeckt ().
Scott: Ah, hört zu. Wir freuen uns über eure Wachsamkeit. So soll es sein! Wir füllen seit etwa die Tanks des zweiten PLSSPLSSPortable Life Support System.
Parker: Bitte wiederholen, Dave. Du bist sehr leise.
Scott: Ich sagte, dass wir uns über eure Wachsamkeit freuen, und dass wir seit etwa die Tanks des zweiten PLSSPLSSPortable Life Support System füllen.
Parker: Okay, gut.
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Irwin: Houston, hier ist Basis Hadley. Ich bin bereit, das PADPAD oder PadPreliminary Advisory Data mit Startzeiten zu notieren.
Parker: Kommen, Hadley. Hier ist Houston.
Irwin: Ja, Bob. Ich bin jetzt bereit, die Startzeiten für (Rev-)38REV oder RevRevolution bis (Rev-)41REV oder RevRevolution zu notieren. (SUR 8-7)
Parker: Verstanden. Hab sie gleich. (lange Pause) Okay, Jim. Ich lese vor: T︱3︱8 ist 1︱5︱1 · 5︱8 · 5︱8 ○ T︱3︱9 ist 1︱5︱3 · 5︱7 · 0︱3 ○ T︱4︱0 ist 1︱5︱5 · 5︱5 · 0︱7 ○ T︱4︱1 · 1︱5︱7 · 5︱3 · 1︱4. Ende.
Die Zahlen stehen für:
Irwin: Verstanden, Bob. Notiert ist 1︱5︱1︱5︱8︱5︱8 ○ 1︱5︱3︱5︱7︱0︱3 ○ 1︱5︱5︱5︱5︱0︱7 und 1︱5︱7︱5︱3︱1︱4.
Parker: Verstanden. Die Wiederholung war korrekt, Jim. Ich denke, meine Liste ist damit abgearbeitet. Einen Mannschaftsbericht möchten wir noch, bevor ihr schlafen geht, und das wäre dann wirklich alles. Es sei denn, ihr habt irgendwelche Fragen.
Irwin: Okay. Das Auffüllen der PLSSPLSSPortable Life Support System-Tanks ist fast abgeschlossen.
Parker: Verstanden. Notiert.
Lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Irwin: (sehr leise) Bob, hier ist Jim. (lange Pause) Houston, hier ist Basis Hadley. (lange Pause) (lauter) Houston, Basis Hadley.
Parker: Kommen, Hadley. (Pause) Basis Hadley, hier ist Houston. Ende.
Irwin: Bob, hier ist Jim. Ich … Bob, hier ruft Jim.
Parker: Kommen. (Pause) Jim, hier ist Bob. Bitte kommen.
Irwin: Ja, eine Frage: Habt ihr von der Endeavour gehört, die zur Zeit durch die Nordwestpassage fährt? Das Schiff müsste jetzt bei Point Barrow (Alaska) sein. Sie wollten versuchen, mit uns zu sprechen.
Parker: Heute Abend?
Irwin: Irgendwann, während wir auf dem Mond sind.
Parker: Nicht dass ich wüsste.
Irwin: Okay. Sie wollten es über das Überwachungszentrum (MCCMCCMission Control Center) versuchen.
Parker: Nein, wir … Mir ist nichts zu Ohren gekommen, seit ich hier bin. Anderes Thema, Dave und Jim. Rechnet bitte damit, dass …
Irwin: Falls du etwas hörst …
Parker: Kommen. (Pause) Moment, Jim.
Irwin: Ja, wir … Dein Funkspruch war verstümmelt. Bitte wiederholen, Bob.
Parker: Okay, Jim. Soeben erfahre ich, dass die besagte Nachricht tatsächlich eingegangen ist. Darin heißt es:
Wir unternehmen diese beiden Forschungsreisen im Geiste der Endeavour, um gemeinsam den Herausforderungen zu begegnen, vor die uns die Elemente auf See oder die lebensfeindlichen Bedingungen im Weltall stellen. Unsere Bestrebungen tragen hoffentlich dazu bei, die Nationen der Erde näher zusammenzubringen, wenn wir im Namen der Endeavour die Erde verlassen, um das Weltall zu erforschen.
Und so weiter. Okay?
Irwin: Sehr schön. Danke für das Verlesen der Nachricht, Bob.
Parker: Okay, und hier eine weitere Nachricht für euch. Der Flugarzt möchte, dass ihr morgen früh neue Schwämme und Pflaster verwendet. (Pause)
Irwin: Verstanden. Machen wir.
Parker: Okay. Wir warten dann auf die Meldung, dass ihr euch schlafen legt.
Irwin: Verstanden.
Sehr lange Unterbrechung des Funkverkehrs.
Der PAOPAOPublic Affairs Officer im MOCRMOCRMission Operations Control Room informiert die Öffentlichkeit, dass Dave und Jim ungefähr hinter dem Zeitplan liegen, weshalb für die letzte EVAEVAExtravehicular Activity drei Varianten ausgearbeitet werden. EVA-3EVAExtravehicular Activity soll demzufolge , oder dauern, je nachdem wann die Astronauten am nächsten Morgen aufstehen und mit der Vorbereitung auf ihre Arbeit beginnen.
Scott: In den Planungen für die Mission war dieser Tausch nicht vorgesehen. Die Sache dauerte immerhin eine Weile.
Jones: Das Wechseln der Schwämme und Pflaster.
Scott: Dabei hinkten wir schon hinterher. Ging es vielleicht um Jims Herz?
Jones: Gute Frage.
Die Checkliste enthält keinen Eintrag zum Tausch der Schwämme und Befestigungspflaster an den biomedizinischen Sensoren.
Scott: Wegen Standardangelegenheiten aus der Checkliste hätte sich niemand gemeldet, denn diese Schritte wurden ohnehin ausgeführt. Daher muss es eine zusätzliche Maßnahme gewesen sein, andernfalls wären wir nicht extra dazu aufgefordert worden.
Der Tausch war nicht kompliziert, nur aufwendig. Da saßen wir nun, die Zeit wurde knapp und von irgendwelchen Problemen wussten wir nichts. Niemand hatte sich beschwert, dass keine Daten ankommen. Womöglich erhielt man eigenartige Werte, machte sich Sorgen und wollte Fehler bei der Signalübertragung ausschließen. Darum der Aufwand, doch ohne den Grund zu nennen. Worüber man uns allerdings informierte, war das Zeitproblem. Die Ruhepause dauert mindestens und es wird pünktlich gestartet. Ihr habt also wenig Zeit. Trotzdem bekommen wir diesen Brocken aufgehalst.
Audiodatei (, MP3-Format, 1,5 MB) Beginnt bei .
Scott: Hallo Houston, Basis Hadley.
Parker: Kommen, Hadley.
Scott: Okay. Ihr könnt eure Uhr starten.
Die Ruhepause sollte eigentlich bei (SUR 8-8) beginnen. Der Rückstand gegenüber dem Zeitplan beträgt somit und .
Parker: Ausgezeichnet. Wir möchten aber noch zwei Bestätigungen von euch. Erstens, dass der Computer aufgeweckt und wieder schlafen geschickt wurde. Zweitens, dass ihr eine frische Lithiumhydroxid‑Kartusche eingesetzt habt. (SUR 8-7)
Scott: Verstanden. Ist beides geschehen.
Parker: Verstanden. Bekommen wir auch einen Mannschaftsbericht?
Scott: Ja, selbstverständlich. Wir beide fühlen uns gut, haben keine Medikamente genommen und liegen im Bett. (SUR 8-7)
Parker: Okay. Der Tag heute war spektakulär, Dave und Jim. Wir wecken euch dann in etwa .
Scott: Okay, Bob. Danke. Es hat uns großen Spaß gemacht.
Parker: Konnte man sehen.
Audiodatei (, MP3-Format, 1,8 MB) Beginnt bei .
Mitteilung des PAOPAOPublic Affairs Officer bei : Der Flugarzt informiert, dass Jim zwar noch nicht eingeschlafen ist, aber sein Herzschlag immer ruhiger wird.
Mitteilung des PAOPAOPublic Affairs Officer bei : Jim ruht entspannt und ist anscheinend kurz davor einzuschlafen.
Mitteilung des PAOPAOPublic Affairs Officer bei : Al Worden schläft tief und fest. Jim schläft mitunter kurz ein und ruht ansonsten.
verbrachten Jim und ich drei halbe Tage miteinander, um über die erste EVAEVAExtravehicular Activity zu sprechen. Wir kamen bis zu der Stelle bei , als Dave die Arbeit mit dem Bohrer vorläufig beendete, um den Reflektor (LRRRLRRRLaser Ranging Retro-Reflector) aufzustellen. Ein weiteres Treffen konnte leider nicht mehr stattfinden. Im Folgenden ist wiedergegeben, worüber wir zuletzt gesprochen haben.
Jones: Was fiel Ihnen leichter als beim Training und was schwerer? Können Sie sich in der Beziehung an etwas Spezielles erinnern?
Irwin: Da fällt mir zum Beispiel mein Problem beim Aufbau des ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package ein (). Ich löste die Boyd-Bolzen (an der CSCSCentral Station), sodass die Federn den Sonnenschutz hochdrücken konnten, und dachte schon, alle wären locker. Doch einer blieb hängen. Das ist beim Training nie passiert. Also musste ich Zeit opfern und es noch mal machen. Außerdem riss ein Zugband, an dem zwei Sicherungsstifte hingen. Normalerweise hätte ich mein UHTUHTUniversal Handling Tool in eine Buchse gesteckt, an der das Band befestigt war, daran gezogen und so die Stifte entfernt. Stattdessen musste ich mich hinknien, um zu sehen, woran es lag. Dann zog ich die Stifte mit der Hand raus und der Sonnenschutz wurde nach oben gedrückt. Wir hatten ein paar technische Probleme beim Aufbau des ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package. Dave mit dem Bohrer und ich mit der Zentraleinheit (CSCSCentral Station).
Man ist im Raumanzug eben sehr eingeschränkt. Auch wenn wir oft im Anzug trainierten, es herrschte eine andere Schwerkraft. Auf dem Mond ist sie geringer und man fühlt sich reichlich unbeholfen. Der sehr weiche Boden macht es nicht einfacher. Alles in allem gab es jedoch kaum große Überraschungen. Die größten Schwierigkeiten verursachte der Bohrer. Andauernd hatten wir damit zu tun. Ich glaube, wir sind insgesamt drei Mal dort gewesen. Das kostete eine Menge Zeit. Ich weiß nicht, ob dieser Aufwand für die lange Kernprobe gerechtfertigt war. Jedenfalls mussten wir dafür auf die Nord-Gruppe verzichten.
Jones: Für viele Leute ist die tiefe Kernprobe außerordentlich wertvoll. Sie enthält detaillierte Informationen zum Schichtenaufbau des Bodens und zu den Prozessen, welche diese Bodenstruktur erzeugten.
Irwin: Also gut.
Jones: Was war für Sie am interessantesten? Aus technischer Sicht oder im Hinblick auf die gemachten Erfahrungen, oder beidem.
Irwin: Während wir den Mond erkundeten, meinen Sie?
Jones: Ja. Gab es bei all dem Geschehen in diesen etwas, das für Sie damals oder im Nachhinein besonders interessant war?
Irwin: Nun, über meine Erfahrungen habe ich in den letzten 18 Jahren immer wieder gesprochen und dabei unsere wichtigsten Funde in den Mittelpunkt gestellt. Oft ging es um den weißen Gesteinsbrocken, den die Medien Genesis Rock tauften (Probe 15415, gefunden bei Krater Spur []). Das war ein wichtiger Fund, denn es ist genau die Gesteinsart, von der die Wissenschaftler unbedingt eine Probe wollten. Nach so einem Exemplar sollten wir am Berghang mit größter Aufmerksamkeit suchen. Ab und zu spreche ich noch über den grünen Stein, den wir anschließend fanden. (Tatsächlich fanden Dave und Jim den grünen Stein unmittelbar vorher bei Station 6A.)
Aber manchmal habe ich auch ein weniger sachliches Thema und beschreibe eine gewissermaßen spirituelle Erfahrung. Diese Erfahrung ist für mich von Bedeutung, weil ich mir absolut nicht vorstellen konnte, so etwas zu erleben. Andererseits hätte es mich eigentlich nicht überraschen dürfen, denn schon vorher kam in mir gelegentlich das Gefühl … Na ja, ich bin oft auf Berge gestiegen und unternahm viele Rucksackwanderungen. Wenn man rausgeht in die Wüste oder im Wald unterwegs ist, ergreift einen mitunter das Gefühl, dass man nicht allein ist, dass einen jemand begleitet. Ich hätte also damit rechnen können. Nur bin ich davon ausgegangen, dass ich viel zu beschäftigt sein werde, um etwas Derartiges wahrzunehmen. Doch es war eine sehr starke Empfindung und deshalb sprach ich in den vergangenen Jahren darüber.
Jones: Gab es Momente, in denen Sie die Landschaft ein wenig ausgiebiger betrachten konnten? Während der Rückfahrt zum LMLMLunar Module womöglich?
Irwin: In diesen Minuten ganz sicher. Bei unseren Stationen waren wir beschäftigt – Fotos machen, Proben sammeln und so weiter. Man achtete auf die Ausrüstung, um nicht irgendetwas zu vergessen und schlimmstenfalls zurückfahren zu müssen. Immer drängte die Zeit. Aber das war von vornherein klar. Ich denke, uns wurde erst nach der Rückkehr zur Erde richtig bewusst, was wir erlebt haben. Während der gesamten Mission hatten wir ständig zu tun. Nicht mal als wir noch zwei Tage lang den Mond umkreisten, nach unten sahen und oft über unser Landgebiet flogen, dachte ich an die Arbeit auf der Oberfläche. Mich faszinierte einfach der Gedanke, eine andere Welt zu sehen, an einem Platz zu sein, den zu meiner Zeit nur sehr wenige Menschen besuchten.
In Zukunft werden hoffentlich zahlreiche Nachfolger mit der Erforschung fortfahren, indem sie auch die vorhandenen Ressourcen nutzen. Ich bin davon überzeugt, dass der Mond für die Menschheit eine wichtige Rolle spielen wird. Auf mannigfaltige Weise. Wie, im Einzelnen, ist heute kaum absehbar. Ich hätte die eine oder andere Idee, aber gewiss werden sich viele Möglichkeiten eröffnen, die ich mir heute nicht vorstellen kann.
Jones: Wäre es denkbar, dass spätere Besucher auf dem Mond vielleicht die Basis verlassen, um ins Gelände zu gehen und sich mit der spirituellen Erfahrung auseinanderzusetzen, die Sie hatten?
Irwin: Bestimmt haben Sie darüber nachgedacht, wo man eine Mondbasis errichten könnte. Das Hadley-Gebiet ist ein guter Platz und wurde bereits vorgeschlagen. Im Gespräch sind Standorte in der Rille oder unter den Bergen, wo man weitgehend geschützt ist vor den Gefahren, die ein Langzeitaufenthalt auf dem Mond mit sich bringt. Allerdings kenne ich nicht alle Faktoren, die bei der Wahl einer geeigneten Stelle zu berücksichtigen sind. Dave und ich würden diesen Ort jedenfalls empfehlen, denn es ist eine schöne Gegend.
Jones: Für mich sind zwei Standorte ideal. Einer liegt im Hadley-Gebiet, auf der anderen Seite der Rille, weil das Mare-Gelände von da aus gut zu erreichen ist. Meiner Meinung nach muss es ein Ort sein, der eine möglichst große Vielfalt an geologischen Formationen bietet. Dort gibt es Mare und Berge.
Irwin: Sofern man über die Rille kommt.
Jones: Richtig. Man braucht einen spektakulären Ort, um den Kongressabgeordneten zu zeigen, wo alles begann. Das Landegebiet von Apollo 17 würde sich ebenfalls anbieten, dort ist keine Rille im Weg. Vom Eingang zum Taurus-Littrow-Tal ist es nicht weit zu den beiden Massiven und im Tal selbst könnte man mit seinen Gästen die Stellen besuchen, wo Jack und Gene gewesen sind. Oder man unternimmt eine Tour in die Ebene des Mare Serenitatis. Doch wenn die Hadley‑Rille irgendwo passierbar ist, wäre dieses Gebiet auch eine hervorragende Wahl.
Irwin: Demnach sehen Sie die Berge nicht als nutzbare Gegebenheit, so wie … Ich denke, dass man Quartiere am besten unter einem Berg anlegt. In Stollen, die unter den Berg gegraben werden.
Jones: Es müsste reichen, eine Anlage am Fuß des Berges unter Regolith zu vergraben. Man verwendet das Talusmaterial, das bergab …
Irwin: Ich weiß, man muss nicht sehr tief unter die Oberfläche, um ausreichend geschützt zu sein. Aber der Schutz unter einem Berg ist kaum zu überbieten.
Jones: Ihr Landeplatz liegt in einer bemerkenswert schönen Umgebung. Erinnern Sie sich so an diesen Ort?
Irwin: Aber ja. Ein wunderschönes kleines Tal zwischen hohen Gipfeln eines Mondgebirges.
Jones: Dann vermitteln die Fotos eine Weite, die möglicherweise nicht der Wirklichkeit entspricht. Ist es ein enges Tal?
Irwin: Nein. Ich schätze, zwischen Hadley Delta und Hadley liegen etwa 15 Meilen (24 km). Also ist es eher ein weites Tal. Beim Anflug, kurz vor der Landung, kam es uns vielleicht ein wenig eng vor. Aber als wir draußen standen und die Nord-Süd-Ausdehnung von der Oberfläche aus beurteilen konnten, oder die Entfernung zu den Bergen im Osten, sahen wir, wie weit dieses Tal eigentlich ist.
Jones: Ich nehme an, dass nicht alles glattging. Gab es Ihrerseits Änderungsvorschläge während der Besprechung nach dem Flug oder später? Hätten Sie bei der Erkundung dieser Gegend auf dem Mond irgendetwas grundsätzlich anders gemacht, oder fanden Sie, es war die richtige Herangehensweise?
Irwin: Meiner Meinung nach waren unsere Ziele wohl durchdacht und nicht zu hochgesteckt. Ich glaube, wir würden beim nächsten Mal nur sehr wenig anders machen. Man darf nicht vergessen, dass wir nur drei Tage hatten. Wie schon erwähnt, Kameras mit Belichtungsautomatik wären eine große Hilfe gewesen. Denn es war ermüdend, vor jedem einzelnen Foto die Blende und Belichtungszeit einstellen zu müssen. Erfreulicherweise funktionierte die Fernsehkamera sehr gut. Es wäre sicher interessant gewesen, wenn sie auch während der Fahrt Bilder übertragen hätte. Zum Beispiel mithilfe einer stabilisierten Antennenausrichtung. Leider verzichtete man auf ein System zur Fernsteuerung des Fahrzeugs, um das Gebiet nach unserem Abflug weiter erforschen zu können.
(Dave erwähnte die Fernsteuerung ebenfalls. Zu lesen im Kommentar nach .)
Jones: Wurde darüber gesprochen?
Irwin: Ja. Ich hörte, dass ursprünglich ein Fernsteuerungssystem geplant war, ähnlich wie beim sowjetischen Lunochod. Soviel ich weiß, wollte man das Fahrzeug mit Solarzellen ausstatten, damit es weiter betrieben werden kann. Vermutlich wären die Systeme in der Nacht heruntergefahren und am Tag wieder gestartet worden. Sehr schade, dass es nicht dazu kam. Auf die Art hätte das LRVLRVLunar Roving Vehicle enorm viele Informationen geliefert. Der Mond ist ein idealer Außenposten für uns.
Jones: Hat man Sie und Dave nach Ihrer Nominierung für den Flug umfassend in die Planung Ihrer Arbeit auf der Oberfläche einbezogen? Zum Teil machten Sie das Gleiche wie bei vorangegangenen Missionen, allerdings mit dem gravierenden Unterschied, dass Ihnen als erster Besatzung ein Fahrzeug zur Verfügung stand.
Irwin: Und wir sind als Erste drei Tage geblieben. Nun, wir spielten zweifellos eine wichtige Rolle und hofften daher, dass uns ein gewisser Einfluss zugestanden wird. Was auch der Fall war, denke ich. Nur konnten wir uns nicht sehr oft mit der Planung für den Aufenthalt beschäftigen, weil uns das Training für den Flug an sich, ich meine, zum Mond zu fliegen und wieder zurückzukommen, so in Anspruch nahm. Am meisten Zeit hatten wir an den paar Tagen des Monats, an denen die geologischen Feldexkursionen stattfanden. Unsere Exkursionen waren gute Gelegenheiten, die rein funktionalen Missionsabschnitte – Hin- und Rückflug – kurz beiseitezuschieben und sich auf die Erkundung der Mondoberfläche zu konzentrieren. Das ist ein wichtiger Perspektivwechsel gewesen. Hinzu kam die Möglichkeit, alle Werkzeuge auszuprobieren, die wir auf dem Mond verwenden würden. Dadurch haben wir böse Überraschungen größtenteils ausgeschlossen, obwohl sich natürlich nicht alle vermeiden ließen.
Als Mannschaft von Apollo 15 nahmen Dave und Jim zwischen und an 17 Feldexkursionen teil. Dazu kommt eine Exkursion auf Hawaii im als Ersatzmannschaft von Apollo 12.
Jones: Der Missionsbericht (Apollo 15 Mission Report) gibt an, dass Sie ungefähr 40 Prozent Ihrer Trainingszeit der Arbeit auf der Mondoberfläche widmeten. Trifft das zu?
Irwin: Ich hätte nicht annähernd so viel geschätzt.
Jones: Eine andere Frage. Gab es ein bestimmtes System der Apollo-Technik, mit dem Sie sich nach Ihrer Aufnahme in das Astronautenkorps intensiver befassten?
Irwin: Ich wollte mich nach Möglichkeit auf die Landefähre spezialisieren. Mein Hintergedanke war, dass ich als Experte für das LMLMLunar Module größere Chancen hätte, auf der Oberfläche zu landen. Den Mond als Kommandomodulpilot (CMPCMPCommand Module Pilot) nur zu umkreisen, interessierte mich weniger. Deshalb wählte ich diesen Bereich und hatte das Glück, an den Tests der Landefähre beteiligt zu sein. Neil Armstrong, für den ich damals arbeitete, beauftragte mich, die ersten Tests in der Thermalvakuumkammer zu beobachten. Ich lernte viel über das Raumschiff und kannte mich am Ende vermutlich besser damit aus, als irgendjemand sonst. (Lachen) Darum war es mir auch einigermaßen peinlich, dass ich beim Aussteigen solche Schwierigkeiten hatte, durch die Luke zu kommen. Und erst recht, dass ich an den Wasserspender gestoßen bin. Ich weiß nicht, ob das Teil wegen des Remplers gebrochen ist () … Muss es wohl, denn Wasser lief aus und sammelte sich im hinteren Kabinenbereich, wie Sie wissen.
Jones: Möchten Sie vielleicht noch etwas zu dieser Erfahrung sagen, das bis jetzt nicht zur Sprache kam, aber in diesem Journal festgehalten werden sollte? Hat sich der Flug auch für Sie persönlich gelohnt?
Irwin: Sie haben mein Buch. Der Flug zum Mond gab mir so viel, dass ich den Rest meines Lebens darüber sprechen und schreiben kann. Nach diesem Flug betrachtete ich die Erde und das Leben mit anderen Augen und alles bekam einen ganz neuen Sinn. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Mein Leben wurde komplett umgekrempelt. Physisch, wegen der Herzprobleme, die sich in der Folge entwickelten. Psychisch, weil ich bemerke, dass die Leute mich plötzlich anders behandeln. Und spirituell. Vieles änderte sich, aber ich bedauere das nicht.
Herzprobleme hin oder her, ich würde sehr gern ein zweites Mal fliegen, wenn ich die Chance bekäme. Ich wäre um einiges abgeklärter und bin auch viel fitter als damals. (Lachen) Es überrascht mich, dass mein Ruhepuls anscheinend zwischen 60 und 70 lag, jetzt ist er runter auf 40, und ich wiege 30 Pfund (13,6 kg) weniger. Dabei hielt ich mich zu der Zeit für bestens in Form. Nun ja, Weisheit kommt mit dem Alter. Aber mir wird gerade klar, meine Güte, wir hätten 30 Pfund mehr Probenmaterial mitbringen können. Ich wäre dünner gewesen, hätte ein wenig mehr Bewegungsfreiheit gehabt (Lachen) und wäre sicherlich besser durch die Luke gekommen. Ich würde auch deshalb gern dorthin zurückkehren, um den letzten Teil unseres Plans auszuführen, die Erkundung der Nord-Gruppe. Um ein paar Dinge mitzubringen, die vergessen und liegen gelassen wurden. Und nicht zuletzt, um zu sehen, ob es heute eine ebenso bedeutsame Erfahrung ist wie vor 18 Jahren.
Ich beneide diejenigen, die eines Tages wieder zum Mond fliegen, und habe wirklich erwartet, das zu erleben. Doch mein Optimismus schwindet. Eigentlich hoffte ich sogar darauf, einen bemannten Flug zum Mars zu sehen, aber der ist gegenwärtig noch unwahrscheinlicher. Ich weiß nicht, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, bevor wir mit einer klaren Vision die Erforschung des Mondes fortsetzen. Die Ankündigung des Präsidenten im Juli freut mich natürlich. Leider steht kein konkreter Zeitplan dahinter, aber das ist nur zu verständlich. Wir werden sehen.
Jones: Ich bin zuversichtlich, zuversichtlicher als in den letzten zehn Jahren. Man hat es wieder im Fokus und eine Menge Leute engagieren sich dafür. Wir wissen inzwischen genug über die vorhandenen Materialien auf dem Mond und verstehen viel besser, wie diese Ressourcen genutzt werden können. Es wird schon länger darüber nachgedacht, wie man dort sinnvoll Forschung betreibt und welche Technologien für eine Mondbasis erforderlich sind. Technologien, die seit den 60ern existieren und die von Braun bereits in den 40ern beschrieben hat. Es ist alles verfügbar, nötig sind nur noch der Wille dazu und das Geld.
Irwin: Von Braun war ein Visionär und begnadeter Redner. Ich wüsste heute niemanden, der den Menschen – vor allem dem Mann im Weißen Haus – die Bedeutung der Raumfahrt so gut vermitteln und überzeugende Argumente liefern könnte. Jemanden wie ihn brauchen wir mehr denn je. Mit von Braun haben wir einen brillanten Fürsprecher der Raumfahrt verloren. (Lachen) Und der fremde Akzent hat seine Glaubwürdigkeit bei den meisten Amerikanern eher gestärkt.
NASANASANational Aeronautics and Space Administration-Foto 64-SA6-47 zeigt Wernher von Braun vor einem Periskop im Startkontrollgebäude (Blockhaus) während des Countdowns zum Testflug einer Saturn I (SA-6/AS-101) am .
Jones: Es freut mich sehr, dass er noch erlebt hat, wie sein Lebenstraum in Erfüllung ging.
Irwin: Ein genialer Mann. Als ich vor etlichen Jahren Spanien besuchte, saß ich in einem kleinen Restaurant in Segovia. Der Zufall wollte es, dass von Braun dort ebenfalls Gast war, und der Besitzer zeigte mir Wernhers Eintrag im Gästebuch. Dort stand:
Kein Segovia, keine Isabella. Keine Isabella, kein Kolumbus. Kein Kolumbus, kein Amerika. Und kein Amerika, kein Flug zum Mond.
Die ganze Geschichte kurz und bündig zusammengefasst. Einfach großartig.
Jones: Wenn Sie heutzutage vor Kindern sprechen, wie groß ist der Enthusiasmus?
Irwin: Oh, riesig! Besonders in Grundschulen. (Lachen) Würden wir die Verantwortung für unsere Raumfahrtprogramme den Kindern übertragen, gäbe es kein Zögern.
Jones: Alle wollen Astronaut werden …
Irwin: Ja, alle wollen ins Weltall fliegen. Wenn ich danach frage, heben gewöhnlich alle die Hand:
Ja, wir wollen. Wir wollen ins Weltall.
Diesen Wunsch höre ich immer wieder und sie sind mit Leidenschaft dabei. Deswegen schrieb ich mein Buch, hauptsächlich für all die jungen Menschen auf der Welt.
Der Titel des Buches, das Jim gemeinsam mit William A. Emerson, Jr. schrieb, lautet: To Rule the Night ○ The Discovery Voyage of Astronaut Jim Irwin.